Mittwoch, 1. Mai 2019

Belohnen - Geiz ist gar nicht geil!! Teil 1

Weltbeste Belohnung - Käse! / (c) Schnaubert
"Geiz ist geil."
Toller Werbeslogan seit Jahren, der bedeutet :
Spare, wann immer du kannst ein, was immer du kannst, und bekomme trotzdem möglichst viel dafür.

Soweit, so gut. Oder schlecht.
Ja, eher doch schlecht.
Total schlecht, um genau zu sein!

Denn was bedeutet diese Art von Mentalität denn wirklich, wenn man sie gnadenlos so auslebt?
Alles immer billig oder noch billiger - 
Kleidung (in Fernost von Vorschulkindern geklöppelt)
Milch (von armen zusammengepferchten Hochleistungsrindern, die nach 1-2 Jahren kaputt und leer sind und dann zu Billig-)
Fleisch (verarbeitet werden oder von eingepferchten Mastschweinchen oder Stopfgänsen oder Masthähnchen...)
Eier (von nackigen Hühnern aus Legebatterien, die kaum genug Platz haben, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen) und
Lob!

 Ja, auch mit Lob wird seeehr gespart, überall, auch im Hundetraining.
Wieso eigentlich?
Ich sag's euch ganz ehrlich - ich bin da total verschwenderisch und predige, da beim "Ausgeben" eher an Konfetti als an Hunderteuroscheine zu denken!

  Wer hier die "Geiz ist geil"-Methode anwendet und sich an den schwäbischen Spruch hält: "Net g'schimpft ist g'lobt genug!", und dann noch Höchstleistungen von seinem Hund erwartet, natürlich auch noch voller Enthusiasmus und Freude, der spinnt.
So, nu hab ich es gesagt!

Mal ehrlich - ich kann auch nicht nur zehn Tropfen Diesel in mein Auto füllen und dann erwarten, dass es mich nach Köln und zurück fährt! Es würde zu Recht stehenbleiben und sich weigern, auch nur einen Meter weiter zu rollen.

Ich könnte natürlich mit ihm schimpfen, dagegen treten, es schubsen und zu ziehen versuchen, doch das würde wohl wenig bringen.

Sitzstreik - Nö, ich hör dich nicht! / (c) Landgrafe

Aber ein Hund ist nun mal kein Auto. Leider kann man hier schimpfen, schubsen, ziehen, rucken, treten... und schlimmeres. Hach ja.
Oder besser, och nööö.

Dabei wär es oft so einfach.
Ehrlich!
Mit Freundlichkeit, gepaart mit Konsequenz, Geradlinigkeit und Beharrlichkeit, Humor und Geduld kommt man in der Hundeerziehung sehr viel weiter als mit härteren verbalen und körperlichen Gangarten (nachzulesen im Post "Das tolle K-G-T-H-Training").

Noch vor kurzem hatte ich für einige Wochen einen jungen, schwer pubertierenden Schäferhundrüden auf dem Trainingsplatz.
"Artus" (Name geändert) kläffte, schrie, zerrte an der Leine und wollte alle anderen Hunde verprügeln. Menschen waren ihm relativ egal, auch sein eigener.

Dieser, also sein Mensch, war offenbar ein SV'ler der alten Schule, der es bisher mit Härte und Laustärke versucht hatte. Dummerweise reagierte Artus darauf nicht wie erhofft, sondern wurde immer schlimmer in seinem Verhalten.
Bekannte hatten ihm meine Hundeschule empfohlen und so kam er versuchsweise zu mir ins Training.

Ich erkannte sofort, was dieser junge Hund brauchte - freundliche Ansprache, klare Ansagen und Arbeit, sprich er brauchte etwas, womit er sich befassen konnte, anstatt ständig seine Umgebung nach "Prügelknaben" zu scannen, an denen er seinen aufgestauten Frust abbauen konnte - aufgestaut durch die "unsachgemäße Bedienung" des Modells "Hund", Marke "Schäfer", durch den Halter.

Artus reagierte auf mein freundliches "Hey Artus, hier zu mir!" sofort und schaute mich erwartungsvoll an. "Geh mal mit!", forderte ich ihn fröhlich auf und Artus ging mit, aufmerksam, fragend was wir denn jetzt machen.
"Sitzen", forderte ich freundlich und Artus saß. Und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich erklärte dem Halter, was sein Hund braucht und wie wir gemeinsam das Training zur Frustreduktion und Aufbau von Aufmerksamkeit halten wollten:

Kasernenhof-Ton gegen freundliche Ansprache austauschen, klar sagen, was er tun soll und sobald er sich wieder aufregt, kommentarlos das Spielfeld verlassen und erneut Aufmerksamkeit einfordern und arbeiten. Sitz, komm, stop, hier, sitz, schau... alles nett.
Und Keks rein.
Und looooben!

Aufmerksamkeit durch freundliche Ansprache und Lob / (c) Schnaubert

Ansatzweise klappte es und wurde dann von Stunde zu Stunde besser, bis Artus rund vier Meter neben den anderen Hunden arbeiten konnte, ohne sie fressen zu wollen.

Und dann kam der Einbruch ... plötzlich hieß es wieder laut "Neeiiiinnn!!", dem Hund wurde die Schnauze zugehalten, wenn er bellte und am Halsband geruckt und die nächste Stunde trug er plötzlich einen Stachler - ich war entsetzt!

Ja, weil die Leute vom Hundeplatz hatten gesagt, dem muss man jetzt in der Pubertät mal zeigen.... Und ohne Stachler kriegen wir den nicht gehalten, wenn er ausrastet.
Ja, wieso rastet er denn aus, Leute ?!?!! Mal nachgedacht??

Ich sagte höflich und bestimmt meine Meinung zu dem Piekeding, erklärte die Folgen fürs Training, bzw. den Hund und dass ich auf meinem Platz und in meinem Training so ein "Hilfsmittel / Folterinstrument" nicht dulde. Den Rest könnt ihr euch denken - ich sah Hund und Halter nicht mehr wieder.
Ich war frustriert und auch sauer.
Denn dieser Hund hätte sich bei fortgeführtem positivem Training großartig entwickelt!  
Artus wollte ja lernen - aber eben nicht durch Druck und Gewalt.

Was um Himmels Willen ist denn mit uns Menschen los, dass wir oft so viel schneller mit Strafe zur Hand sind als mit Lob?
Geben wir, bewusst oder unbewusst, unseren eigenen Alltagsfrust an den Hund weiter?
Haben wir eine falsche Denkweise von der mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit des Hundes?
Wieso sind wir so ungeduldig und verständnislos für die Bedürfnisse und Fähigkeiten unserer Hunde?!

Und warum zum Henker glauben so viele Menschen, Hunde würden einfach schon verstehen, was sie zu tun haben, wenn man ihnen immer nur Dinge verbietet, anstatt ihnen beizubringen, was sie statt dessen tun sollen?!
Ich begreif es manchmal echt nicht!

Zurück zum Lob und seinen immensen Vorteilen. Echtes Lob - also ein ehrliches freundliches fröhliches Lob, das der Hund auch als Lob empfindet - motiviert, gibt dem Hund Sicherheit in seinem Tun, beschleunigt das Lernen, macht Spaß und nimmt Unsicherheiten und Ängste.

Was ein echtes, ehrliches und der Situation angepasstes Lob denn ist, erzähle ich euch gern im zweiten Teil von "Geiz ist gar nicht geil" Teil 2!!










Donnerstag, 3. Januar 2019

Pro Mantel oder Gehst du im Winter nackig raus?


Langhaarhund und Mantel? Aber ja doch! / (c) Landgrafe

 Ich höre es unterwegs immer wieder, wenn wir bei Regen oder Kälte unterwegs sind.
"Wieso hat denn der 'nen Mantel an?! Der hat doch Fell!"
 Ja, hat er. Du hast auch Haare auf'm Kopf und trägst 'ne Mütze, oder?!?

Ich sag's euch ganz ehrlich - ich bin absolut Pro Mantel und Co. bei Hunden, die es brauchen!!

Und welche Hunde brauchen das und wann?

Wann ist leicht erklärt - immer, wenn es kalt oder kalt & nass draußen ist.

- Alte Hunde
Sie können meist nur schwer ihre eigene Körpertemperatur halten und haben oft kleiner oder größere Zipperlein wie Arthrosen oder Rückenleiden. Es hilft ihnen sehr, wenn man sie warm hält.

- Kranke Hunde
Hier sollte man durchaus mit einem Mantel unterstützen, Wärme tut gut.

- Welpen
Die kleinen Krümel haben oft noch dünnes Fell, einen nackigen Bauch und sind aufgrund ihrer Größe auch nah am kalten Boden. Zudem haben sie noch keinen großen Körperfettanteil und können sich selbst schlecht warm halten.

- Hunde mit wenig oder keiner Unterwolle
Hier fehlt schlichtweg die warme Wolle am Körper und diese Hunde frieren schnell, auch wenn sie sich bewegen.
Ähnliches gilt für Hunde, die durch eine Erkrankung oder Kastration ein durchlässiges Fell bekommen haben, also wirklich bis auf die Haut nass werden. Dabei wächst oft die Unterwolle übermäßig, tritt zwischen dem Deckfell hervor und zieht quasi die Nässe bis auf die Haut.

- Hunde, die längere Zeit bei Kälte oder Nässe auf etwas oder jemanden warten müssen, auch im Auto!
Eigentlich total klar, oder? Ohne Bewegung friert man schließlich noch schneller. Ausnahmen sind natürlich Autos, in denen eine Standheizung läuft.

Zudem finden empfindliche Hunde einen nassen Pelz blöd. Dazu gehört auch mein Husky. Er kommt nach dem Spaziergang viel schneller zur Ruhe, wenn er einen Mantel getragen hat.
Rotkäppchen - ungefütterter Regenmantel  / (c) Landgrafe
 Mein Setter ist recht kältempfindlich, wie viele Hunde, die aus dem warmen Ausland kommen.
Hier hilft ein Regenmantel und im Winter tatsächlich auch ein dick gefütterter Mantel, damit sie sich wohl fühlt.

Und ganz uneigennützig bin ich dabei auch nicht - die Hunde tragen sehr viel weniger Nässe ins Haus :) , was ich auch ganz prima finde.

Auch Bademäntel sind super, sogar für gesunde Pelztiere. Sie nehmen schnell die Nässe aus dem Fell auf, erhalten die Körperwärme und sorgen ebenfalls dafür, dass die Hunde nicht so viel Dreck ins Auto oder durch die Wohnung tragen.

Warm eingemuckelt schläft's sich besser / (c) Landgrafe

Schaut also einfach mal, ob Euer Hund vielleicht einen Mantel braucht und wie der aussehen sollte. Nicht jeder Hund braucht einen gefütterten warmen Mantel, manchmal reicht auch ein Regencape.

Ich habe beides für meine beiden Hunde, je nach Saison und Temperatur, sodass sie sich draußen auch bei Sauwetter wohl fühlen :) .

Samstag, 8. Dezember 2018

Ein Hund ist keine Waschmaschine ...

"Kriegt ihr jetzt 'nen Neuen?"
Ein Satz, der mich innerlich erstarren lässt.

Es ist Ende September 2015 und unser bester Freund ist seit wenigen Tagen tot. Wir sind immer noch unter Schock. Wir trauern und in unseren Herzen prangt ein großes Loch.
Kriegt ihr jetzt 'nen Neuen...

Ja, ich verstehe die Frage inhaltlich.
Sie ist ja auch nicht böse gemeint.
Schließlich kommt sie von jemandem, der keinen Hund hat, nie einen hatte und somit auch nicht verstehen kann, dass es nicht so einfach "einen Neuen" geben kann.

Einen Neuen ... als handele es sich um einen Fernseher oder eine Waschmaschine. 

Was soll ich darauf sagen? Auf diese für mich echt pietätlose, herzlose Frage?
Dein Opa ist tot - oh, suchst du dir jetzt nen Neuen?
Ty, gegangen im September 2015 ... / (c) Landgrafe
Ich will ja höflich bleiben.
Schließlich verstehen Menschen, die keine Haustiere haben, den Schmerz und die Trauer nicht, die man empfindet, wenn eine geliebte Seele von uns gegangen ist.
Es gibt ja genug "Neue" als Ersatz, im Tierheim oder beim Züchter oder auf Ebay...

Oberflächlich betrachtet hat dieser Mensch ja sogar Recht, es sind so viele, die auf ein neues Zuhause warten, zu viele, um sie alle retten zu können.
Und ja, ich kann mir ein Leben ohne Hund absolut nicht mehr vorstellen.
Und dennoch - einfach so "einen Neuen" wird es nicht geben. Nicht so, wie dieser Mensch sich das denkt.

Jedes Tier hat eine Seele und eine Persönlichkeit, die man nicht einfach so ersetzen kann.
Man kann einer neuen Seele und Persönlichkeit die Tür öffnen und Raum geben, ihr ein anderes Stück seines Herzens öffnen. Aber man kann keinen einzigen von ihnen ersetzen. Nicht einfach so, wie man ein Möbelstück ersetzt.

Einen Neuen ...
Ja, natürlich gibt es Neuzugänge, bei uns waren es zwei. Und jeder von ihnen ist so völlig anders als "Ty" es war und so individuell und einzigartig im Wesen und Verhalten. Jeder ist für sich ein großartiges Wesen und es wird eines Tages wieder so schrecklich werden, wenn sie uns verlassen müssen.

Ich sag's Euch ehrlich - es trifft mich auch immer wieder, wenn einer meiner Kundenhunde geht. Auch wenn mir Kollegen deswegen schon mangelnde Professionalität vorgeworfen haben.
Aber ich hab sie alle im Herzen, weil ich mich auf sie einlasse, auf ihre Persönlichkeit, ihre Seele.

So wie der Labradoodle-Welpe, der einen Impfdurchbruch erlitt und solche epileptischen Anfälle bekam, dass er mit nur 4 Monaten erlöst werden musste.
Wie die Pointerhündin "Taissa", die ich rund zehn Jahre lang kannte und die im Januar ging.
Oder dieser tolle altdeutsche Schäferhundrüde "Lobo", der viel zu jung durch einen Tumor gehen musste.
So wie der alte Labrador "Lucky", der erst vor zwei Tagen ins Licht ging und den ich rund acht Jahre begleiten durfte. Er war ein gute Freund von unserem "Ty" und ich hoffe, die beiden spielen jetzt wieder zusammen im Regenbogenland.

Jeder dieser Nachrichten tut mir im Herzen weh.
Weil ich diese Hunde sehe als das, was sie sind - nicht nur "ein Tier", sondern eine fühlende freundliche charakterstarke Seele, die mit der meinen in Verbindung getreten ist.

Und eines werden ich keinen dieser Menschen fragen:
"Kriegst du einen Neuen?"
Aber ich werde mich freuen, wenn sie wieder einen vierbeinigen Freund finden, dem sie ihr Herz öffnen können...



Donnerstag, 6. Dezember 2018

Perspektiv-Wechsel oder Wie aus einem Elefant ein Schwan wird

Mir schwant da was... /Zeichnung (c) Landgrafe

Ich fahre auf der Autobahn in einer Baustelle hinter einem LKW her und irgendwann fällt mir dieser Schwan auf den beiden Schmutzlappen hintendran auf.
Ich hab schon einige Tiere auf LKWs gesehen, aber ein Schwan? Nun gut, es gibt ja alles mögliche, denke ich.
Als ich schließlich am Ende der Baustelle näher an den LKW heran fahre, um ihn zu überholen, sehe ich, dass eine hinten quer angebrachte dicke Stange des Rest des Tieres verborgen hat und ich muss lachen - es ist ein Elefant, das Symbol von "Cargobull", das ich eigentlich kenne.
Aus dieser Perspektive ganz klar erkennbar.

Da sind sie, die "Cargo Elefantenbullen" :) / (c) Lesser

Aber mit Abstand, leicht schmutzbehaftet, mit mangelnder Konzentration und ungenauem Hinsehen... ein Schwan!
Wenn ich's mir jetzt so ansehe, hätte es auch "Nessie" sein können *grins*.
Okay, mein Fehler.

Was sind Fehler?
Gibt es Fehler?

Der Duden sagt dazu:
etwas, was falsch ist, vom Richtigen abweicht; Unrichtigkeit
irrtümliche Entscheidung, Maßnahme; Fehlgriff
schlechte Eigenschaft, Mangel
Stelle an einer hergestellten Ware, die nicht so ist, wie sie sein müsste

Ich sag's Euch ganz ehrlich - nein, es gibt keine Fehler! 
Es gibt nur Handlungen und Ergebnisse.
So. Darüber dürft Ihr jetzt erstmal nachdenken.

Jede Handlung / Aktion erzeugt ein Ergebnis, ob uns das gefällt oder nicht.
Es gibt gute Ergebnisse - dann sprechen wir gern von Erfolg.
Es gibt schlechte Ergebnisse - dann sprechen wir oft von Fehlern oder Misserfolg.

Dabei ist "Erfolg" nur etwas, das "erfolgt", nachdem wir etwas getan oder gelassen haben, unabhängig davon, ob es gut oder schlecht für uns ist.

Kommen wir mal mit dieser Info zur Perspektive und dem Bezug zum Hundetraining zurück.

  Beispiel: 
Frau Müller geht mit ihrem Jagdhundmischling "Pepe" im Wald spazieren.
Plötzlich bleibt Pepe abrupt stehen, eine Vorderpfote leicht angehoben und starrt ins Unterholz.
Frau Müller erschrickt und ruft sofort: "Pepe! NEEEEEIIIIINN!!! HIERHER, SOFORT! Kommst du wohl hierher? NEIN!"
Und Pepe startet durch.... leider nicht in Richtung Frauchen, sondern in den Wald hinein.

Lass mich los, ich hab da was gesehen!! ( (c) Schnaubert
  Selbe Situation - Perspektiv-Wechsel - Hundesicht.
Pepe geht mit Frauchen im Wald kontrollieren und jagen.
Plötzlich hört er etwas im Unterholz und bleibt sofort stehen, alle Sinne auf das Geräusch gerichtet. War da wirklich was?
Da regt sich Frauchen plötzlich auf und wird ganz laut und aufgeregt - also ist da bestimmt was! Okay, wenn sie nicht versteht, dass Pepe ihr eigentlich nur etwas zeigen wollte...
Pepe startet durch, um nachzuschauen und die Spannung abzubauen, die sich in ihm aufgebaut hat.

  Wer hat jetzt den "Fehler" begangen - Pepe oder Frau Müller?

  Selbe Situation - andere Handlung = anderes Ergebnis = Erfolg ;)
Frau Müller und Pepe gehen gemeinsam den Wald erkunden.
Frau Müller weiß, dass ein Jagdhund sehr an seiner Umwelt und an Bewegungsreizen interessiert ist und lobt ihn für alles, was er ihr anzeigt, sei es nun ein Wildwechsel oder eine Feder am Boden oder auch einfach nur eine interessante Stelle im Gras. Sie zeigt Interesse und Pepe findet das gut.
Da hört Pepe etwas und steht abrupt vor, um anzuzeigen, das da etwas im Unterholz ist.
Frau Müller sagt ganz ruhig: "Suuuper, Pepe, fein machst du das. Nur schauen! Prima ... So, nun gehen wir weiter."
Und Pepe schaut sich um, wedelt und kommt tatsächlich mit. Denn Frauchen hat Spielzeug dabei, dass sie nun wirft, damit Pepe es hetzen und erbeuten kann.

  Was ist passiert? 
Ganz einfach - der Mensch hat die Perspektive des Hundes angenommen und reagiert auf dessen Bedürfnisse, statt ihm seine eigenen aufzuzwingen. Zudem geht er MIT seinem Hund gemeinsam durch den Wald, beobachtet ihn, agiert und reagiert auf seine Zeichen, anstatt für sich zu sein oder schlimmstenfalls noch mit dem Handy herumzudaddeln.

  Frau Müller kennt die Bedürfnisse ihres Hundes (Spuren suchen, Wild aufstöbern, es anzeigen und hetzen) und nutzt sie, um sein Verhalten zu kontrollieren.
Sie erkennt Pepes Fähigkeiten an, erkennt was er ihr zu sagen hat und reagiert entsprechend, statt dagegen zu handeln und seine Handlungen zu unterdrücken - was meistens sowieso nicht funktioniert.
Dazu hat sie mit Pepe verschiedene Situationen geübt und ihm Alternativen zum Jagen und Hetzen beigebracht ( Spielzeug "jagen und erbeuten", Futter suchen, stehen und beobachten statt zu hetzen etc.).

Hunde gehen nicht spazieren.
Sie kontrollieren ihr Revier, suchen nach Nahrung und Wild und nach passenden Partnern. Dazu nutzen sie alle ihre Sinne. Nimmt der Mensch gezielt und kontrolliert daran teil, wird mit einiger Übung der "Spaziergang" sehr harmonisch.

Ein weiteres Beispiel:
November, es regnet und ist recht kühl. Herr Schulze übt für die Begleithundprüfung mit seinem Rhodesian Ridgeback Rüden Carlos.
Er verlangt ein "Platz!", doch Carlos zögert und schaut ihn fragend an.
Als Herr Schulze energisch das "Platz!!" verlangt, hockt er sich langsam hin, doch er legt sich nicht.
Herr Schulze wird wütend. Der blöde Hund kann das doch! Wieso jetzt nicht?!?

Perspektiv-Wechsel
Carlos und sein Herrchen arbeiten miteinander. Carlos mag das gern, aber heute ist es kalt und nass und als Herrchen das "Platz!" verlangt, zögert er. Ihm ist sowieso schon kalt und er weiß, der Boden ist noch kälter. Nein, hinlegen mag er sich gerade gar nicht gern.
Also fragt er nach, ob das wirklich sein muss.
Herrchen wird lauter und Carlos hat Respekt vor seiner lauten Stimme. Also versucht er einen Kompromiss und bietet ein Hinhocken an, damit sein Po und Bauch nicht das kalte, nasse Gras berühren müssen...

Da zwischen durch? Vergiss es! / (c) Landgrafe
 Muss ein Hund wirklich immer tun, was wir verlangen? 
Nur weil wir es so wollen? 
Ohne dass es einen wirklich wichtigen Grund dafür gibt???
 Ich finde NEIN!!

Intelligenten Ungehorsam nenne ich ein solches Verhalten.
Hunde sind keine Marionetten und wenn sie etwas verweigern, dann sollten wir einmal innehalten und darüber nachdenken, wieso sie das tun.

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen "keinen Bock" und "ich kann gerade nicht"!

"Keinen Bock" lasse ich nicht gelten im Training, da bleibe ich mit sehr viel Geduld und Beharrlichkeit dran, bis die Übung 1x gut geklappt hat. Das eine Mal genügt mir dann aber auch. Erstmal.

Bei "Ich kann nicht" hat der Hund einen guten Grund, sich zu verweigern. Diesen gilt es herauszufinden und dann zu schauen, was man statt dessen tun kann - oder ob man überhaupt in diesem Moment etwas tun muss.

So sind bei der Spurensuche viele Hunde am Start so aufgeregt, dass sie nicht sitzen können. Es dennoch zu verlangen gießt Öl ins Feuer - die Hunde werden immer hibbeliger.
Natürlich kann man das nach und nach üben. Aber es generell zu verlangen, obwohl der Hund sich vor Aufregung und Vorfreude fast überschlägt, halte ich für kontraproduktiv. Schließlich soll der Hund Spaß an der Arbeit haben. Und ich finde, strenge Regeln und Spaß schließen einander oftmals aus.

Also denk bitte drüber nach, wieso du deinem Hund sagst, dass er etwas tun soll.
Ist das wirklich gerade nötig?
Würdest du es an seiner Stelle sofort tun?
Gibt es eine Alternative?

In diesem Sinne - macht's gut und wechselt ab und zu mal die Perspektive :)









Dienstag, 6. November 2018

Warum ich dazu stehe, eine "Hunde-Mama" zu sein

Fangen wir einfach mal ganz vorn an - beim Wolfsrudel in der Natur.

Kuschelzeit / (c) Kühnen
Mama und Papa Wolf sind die Anführer und bilden in der Regel zusammen mit ihren Kindern das Rudel.
Ab und zu wandert jemand ab oder kommt dazu.

Es gibt klare Regeln für das Zusammenleben, die meist sehr liebevoll, aber konsequent und sehr deutlich über viel Mimik und Körpersprache durchgezogen werden.

Ernste körperliche Auseinandersetzungen sind eher die Ausnahme. Die Wolfskinder folgen den Eltern, weil diese wissen, wie das Leben funktioniert und sie souverän durch die Welt führen.

Schnitt, Wechsel - Mensch-Hund-Beziehung.
Im Idealfall folgt mir mein Hund, weil ich ihn souverän durch die merkwürdige menschliche Welt führe, ihm Schutz, Sicherheit, Nahrung und soziale Komponenten wie Spiel und Kuscheln biete und weiß, wie das Leben für ihn funktioniert, ohne dass er unnötig in Stress gerät oder Entscheidungen treffen muss, die er eigentlich nicht treffen kann, weil er die möglichen Folgen nicht sieht.

Also bin ich Hunde-Mama.
Ich gebe die Regeln vor, ich führe meine Hunde, ich beschütze sie vor anderen Hunden oder aufdringlichen Menschen. Ich jage mit ihnen, natürlich spielerisch, suche Spuren ab, finde Essbares und teile es mit ihnen, zeige ihnen interessante Dinge und setze hier und dort wenn nötig auch mal eine klare Grenze.

Immer dabei / (c) Cockxs
Ich sorge für ihre Nahrung und ihr Wohlergehen, ich spüre, wenn es ihnen nicht gut geht und achte auf ihre Gesundheit.
Wenn sie krank sind, leide ich mit ihnen, tröste und päpple sie wieder auf, halte Pfötchen oder den Kopf und erzähle ihnen, wie lieb ich sie habe und dass alles gut werden wird.

In für sie merkwürdigen Situationen bin ich ihr kleines Leuchtfeuer, das ihnen den Weg weist, das zeigt, wie und wo die Wege oder Auswege sind und dass mit mir gemeinsam alles gut geht.
Ich entscheide, wann ich Situationen regle und wann sie Dinge selbst regeln dürfen.

Ich erwarte, dass sie mich fragen, bevor sie eigene Entscheidungen draußen treffen und ich erwarte ebenso, dass sie meine Entscheidungen akzeptieren und entsprechend handeln.
Oder wenn sie eigenmächtig handeln, dass ich dann trotzdem ein Wörtchen mitzureden habe und sie mich auch wahr- und ernst nehmen.
Wir lernen gemeinsam, wie das am besten geht, und das ist in der Regel konsequentes Handeln auf einer hundeverständlichen und fairen Basis, inklusive dem Nutzen von Hilfsmitteln wie Geschirr, Schleppleine, Pfeife, Futter und Spielzeug.

Und abends liegen wir beieinander, manchmal auf Abstand, manchmal eng zusammen gekuschelt und genießen die Nähe und Wärme des jeweils anderen.
Weil wir zusammen gehören.

So müde ... / (c) Landgrafe
Weil sie nicht "die Hunde" sind und ich "das Frauchen" bin.
Wir sind Freunde, ein gemischt-rassiges Rudel, wenn man so will, eine Patchwork-Familie.
Wir leben gemeinsam auf einer freundschaftlichen Basis mit klaren, fair umgesetzten Regeln.

Weil mir meine BEziehung zu meinen Hunden so wichtig ist, und nur auf einer guten BEziehungsgrundlage kann erfolgreiche ERziehung stattfinden.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich ist meine Devise.

Sie müssen keine Vorführobjekte sein, nur weil ich zufällig Hundetrainer bin.

Sie sind alltagstauglich, rüpeln nicht herum, sind freundlich zu Menschen, hören meistens auf "Stopp!" und "Hier!" - manchmal auch nicht, aber sie lassen sich zurückrufen, bzw. sind innerhalb weniger Augenblicke wieder bei mir, wenn es sie doch mal "gepackt" hat, das Jagdfieber.

Ich kann sie überall mit hin nehmen, sie verhalten sich ruhig - was will ich mehr?

Meine Hunde müssen nicht perfekt sein.
Aber auf ein paar Dinge bestehe ich im Zusammenleben, weil sie überlebenswichtig in unserer Welt voller Menschen und Straßen und Autos sind.
Im Zweifel setze ich auf Netz und doppelten Boden, sprich guter Sicherung des Hundes bei guter Übersicht über die Umgebung und Situation.

Und wenn doch mal was schief geht, suche ich mir eine ruhige Ecke und dann atmen wir anschließend gemeinsam durch. Ich gebe den Hunden keine Schuld. Auch wenn ich sie dann schonmal leise mit "Du Arsch!" oder "Du blöde Kuh!"anmoppere. Motzen ist ein besseres Ventil als eine Abreaktion am Hund für ein "Fehlverhalten", finde ich.

Denn wenn sie sich "fehlerhaft" verhalten, war das meine Schuld - weil ich sie nicht genug beschützt, gesichert oder angeleitet habe, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen.

Schließlich ist niemand perfekt - weder ich, noch meine Hunde...
Wir sind ein Team, eine Familie, Freunde / (c) Landgrafe


Böse Gefahrenquellen oder Der Tod lauert im Wald...

Wieso müssen wir eigentlich immer körperaktiv Gefahrenquellen aufdecken, meine Hunde und ich?

Es wird geschmollt ... / Foto (c) Landgrafe

 Ich weiß das von mir selbst ja schon länger - ich bin ein lebender Gefahrenquellen-Detektor!

Wenn es irgendwo eine Gefahrenquelle gibt, an der man sich stoßen, schneiden, ratschen oder sonstwie verletzen kann - ICH finde die garantiert. Oder besser, ein Teil meines Körpers. Was schon doof ist, denn in der Regel tut es dann weh und endet mit Arnica Globuli, Kühlakku, Pflaster oder Verband - Gips hab ich bisher zum Glück ausgelassen.

Aber wieso müssen meine Hunde es mir nachtun - und dann auch noch so heftig...

Ein kleiner Schnitt am Pfotenballen, Schürfwunden und eine Nagelbettentzündung vom deftigen Bremsen nach dem Highspeed-Rennen, Brombeerdornen in der Haut, weil man unbedingt hinter dem Reh her musste, Verstauchungen, Prellungen, kleinere Ratscher und Risswunden beim gnadenlosen "durch-den-Wald-preschen-müssen", weil man dachte, man hätte was gesehen...

Alles nicht so schlimm bisher, kleine Blessuren, die bisher allesamt gut abgeheilt sind.

Ich bin ja umsichtig.
Ich werfe keine Stöckchen oder sonstigen gefährlichen Sachen, gebe kein Spielzeug, das sie zerlegen und fressen können, werfe das Dummy nur dorthin, wo ich sehen kann, dass nichts Gefährliches herum liegt, passe auf sie auf wenn sie Kauartikel bekommen, dass sie nicht dran ersticken, sichere meine Hunde, wenn ich glaube, dass sie jagdlich etwas zu motiviert sind an diesem Tag, blocke kläffende "Tut-nixe" von ihnen ab und lasse sie an der Straße immer innen, also vom Verkehr weg, gehen.

Aber ich sag's euch ehrlich -  wenn's passieren soll, passiert es, egal was du tust.

 Ich mache den Morgenspaziergang, beide Hunde laufen frei und tollen durch den Wald. Alles ganz normal. Denke ich.
Ich fahre heim, hänge die Wäsche auf und mache mir dann Frühstück.
 Den Hunden gehts gut, alles wie immer. Denke ich ...
Ich setze mich hin und will den ersten Bissen nehmen, da fällt mir auf, dass meine Setterhündin sich unablässig putzt. Hm - Zecke? Schramme? Kletten?
"Lass mich mal sehen", sage ich zu ihr und bereitwillig legt sie sich auf den Rücken.  

Und ich erstarre.
Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals, mir bleibt der Atem stecken für ein paar Sekunden.

Sie hat nichts gesagt. 
Sie hat nicht gehumpelt. 
Sie hat sich bis jetzt nicht das Geringste anmerken lassen.
Und doch klafft da eine gigantische Risswunde vor mir weit auf, von der vorletzten hinteren Zitze bis mitten in den inneren Oberschenkel !


"Notfall-Raff-Naht" / (c) Landgrafe

 Ich schalte um, bin ja Ersthelfer, reagiere nur noch.

Ein Blick über die gesamte Wunde - keine akuten Blutungen zu sehen.
Sofort die weiche Halskrause drauf, damit sie die Wunde in Ruhe lässt.
Der Griff zum Telefon, die Notfallnummer der Klinik ist programmiert, dann klare kurze Ansagen an die Tierarzthelferin:

"Gioya hatte im Wald einen schlimmen Unfall. Große Risswunde vom Bauch bis in den Schenkel, der Bauch scheint aber nicht durchdrungen zu sein. Keine akuten Blutungen. Macht einen OP klar, ich bin in spätestens 15 Minuten bei euch!"

Ich setze die arme tapfere Maus ins Auto und rase los. Ich weiß, ich muss langsam und besonnen fahren. Sie blutet ja nicht akut. Trotzdem...

Erst als der Tierarzt sie untersucht und "Scheiße, das sieht übel aus" murmelt, löst sich meine Anspannung und ich fange an zu heulen. Sofort versichert er mir, dass es nicht lebensbedrohend und reparabel ist. Aber jetzt hab ich die Verantwortung abgegeben und darf schwach sein - und weinen, es rauslassen, den Schock und meine Angst um Gioya.

Eine Stunde achtunddreißig Minuten lang wird sie notopperiert, meine arme kleine Settermaus.
Ich bin sofort nach dem OP bei ihr und halte ihre Pfote beim Aufwachen, sage ihr, dass ich da bin und auf sie aufpasse. Sie braucht lange, um aus der Narkose und auf die Beine zu kommen, fast dreieinhalb Stunden.

Noch benommen nach der Not-OP / (c) Landgrafe

Sie ist so tapfer, will einfach nur bei mir sein. Und ich halte sie warm, sage ihr, wie lieb ich sie hab. Und schicke ein Stoßgebet gen Himmel, ein "Danke", dass sie sich nicht die Beinarterie aufgerissen hat. Denn dann wäre sie binnen weniger Augenblicke auf dem Waldweg verblutet und ich hätte nichts, rein gar nichts für sie tun können.

Es dauert mehrere Wochen, bevor die schreckliche Wunde vollständig abgeheilt ist und nur noch ihr kurzes Fell an den Unfall erinnert. Doch das Trauma bleibt - bei mir.

Ich frage mich bei jedem Spaziergang - an welchem verfluchten Ast hat sie sich verletzt? War es ein liegender Baumstamm, von dem noch kurze spitze Äste aufragen? Ein hochstehender Stock? Was?? Und wieso hat sie nichts gesagt? Das muss doch schrecklich weh getan haben!

War es so ein toter Baum...? / (c) Landgrafe

Ich versuche, mir nicht die Schuld zu geben. Vergebens. 
Ich kann die Hunde nicht in Watte packen. Wenn es passieren soll, passiert es.
Doch es kostet mich enorme Überwindung, sie nach Wochen an der Leine wieder frei laufen zu lassen und ihr Spielzeug zu werfen.
Ich hab immer noch Bedenken, untersuche sie nach jedem Spaziergang gründlich auf Verletzungen. Jeden Tag.
Immer noch.
Bis heute.


Und bin so endlos dankbar, dass sie noch da ist.
Dass ich sie behalten durfte.
Dass sie überlebt hat.


Kann ich sie vor einem weiteren Zwischenfall beschützen?
Nur, wenn ich ihr lebenslangen Leinenzwang auferlege. Und sie damit totunglücklich mache.

Dennoch nehme ich sie in gewissen Gebieten jetzt eher an die Leine oder bremse sie, wenn sie zu übermütig wird.

Die Chancen, dass so etwas noch mal passiert, sind verschwindend gering.

Aber wenn es passieren soll ...



Abgeschwollen / (c) Landgrafe

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Kämmen, baden, föhnen, bitte - Besuch bei "Schöne Schnauze"

Herr Bär und Frau Setter - nur ein dreckiger Hund ist ein glücklicher Hund... / (c) Landgrafe
Es wurde mal Zeit.
Ich hatte es lange vor mir her geschoben, dann kamen Dayans Leishmaniose-Rückfall und Gioyas schwerer Unfall dazwischen. Beides hatte meine Reserven gefressen.

Dayan war teilweise verfilzt, ich bekam seine dichte Unterwolle einfach nicht in den Griff und bei Gioya sammelte sich bei jedem Spaziergang "Anstoch-Holz" im Fell, und zwar reichlich, das ich mühsam Stückchen für Stückchen herauspuhlen musste.

Hölzchen über Hölzchen im Fell... und das ist noch harmlos! / (c) Landgrafe

Dann  meldete sich Daniela von "Schöne Schnauze" bei mir, zwecks einer Kooperationsgemeinschaft. Als zertifizierte Hundefrisörin kam sie mir wie gerufen.
Wir einigten uns, dass sie meine Hunde beide mal einer "Überarbeitung" unterziehen würde.

Ich war gespannt, denn beim ersten Mal, vor gut zwei Jahren, hatte Dayan versucht, die Hundefrisörin zu fressen, weil sie zu sehr in seinem Fell herum geziept hatte - und Dayan ist da höchst empfindlich!

Das Fell ist ab / (c) Landgrafe
Zuerst kam Gioya dran.
Davon hab ich keine Bilder, weil sie zu ängstlich war - das war ja alles neu für sie und Daniela machte wirklich nur das Nötigste an ihr - sprich, die langen feinen Zotteln rundherum ab!

Ich tröstete und knuddelte sie die ganze Zeit über, was nicht lange war, und dann war das Fell ab und Gioya irgendwie nackig *lach*.

Nackige Gioya :) / (c) Landgrafe
So kam es uns wohl beiden vor, denn sie betrachtete sich, schüttelte sich und lief etwas
aufgeregt im Raum herum. Das legte sich aber schnell.

Und dann kam Dayan dran, der die ganze Zeit über gemütlich auf dem Boden gelegen hatte, um zuzuschauen, was wir denn da seltsames mit seiner nervigen "kleinen Schwester" machten.

Zuerst musste er ausgekämmt werden, denn der Herr Bär hatte ja einiges an Wolle an sich.

Dazu wurde er erstmal auf den Tisch gestellt und gesichert, damit er nicht plötzlich vom Tisch hüpft, wenn ihm etwas nicht passt.
Was macht ihr denn da? / (c) Landgrafe
Also, ich weiß ja nicht... / (c) Landgrafe

 Dayan fand das erstmal frech und doof, so in seiner Beweglichkeit eingeschränkt zu werden.
Doch das war nunmal notwendig bei 40 Kilo Dickschädelgewicht.

Natürlich war ich bei ihm, um ihn zu halten und zu trösten und ihm zu erzählen, was für eine wunderschöne Frisur er bekommen würde.

Das war ihm ziemlich egal!

Ein bisschen Fell hier.... / (c) Landgrafe

 Er stöhnte und schnaufte und begann nach einiger Zeit zu jammern, mit steigender Lautstärke.

Da uns das nicht beeindruckte, wurde er noch lauter und herzzerreißender, gemischt mit ersten Knurrlauten, um zu unterstreichen, dass er "not amused" darüber war, gekämmt und gebürstet zu werden.

Doch so ein Langhaar Husky hat nunmal eine Menge Oberfläche, die gepflegt werden will.


...und noch mehr Wolle am Boden (c) Landgrafe
Daniela probierte diverse Kämme und Bürsten und achtete darauf, dass sie Dayan nicht im Fell riß oder zupfte.

Es kam schon so einiges an Fell heraus, vor allem ganz viel cremefarbene butterweiche Unterwolle. Da hätte man glatt was draus spinnen können.

Dann ging es ab in die Badewanne - auch das war mal nötig.
Zuhause kriege ich ihn nicht in die Wanne und hier war einfach alles bedarfsgerecht eingerichtet, mit Rampe und Tür, sodass auch mein etwas lädierter Hund (Bandscheibenvorfall, Spondylosen, Arthrosen) prima in die Wanne steigen konnte, ohne sich anzustrengen.
Iiiiih, Wasser und Seife! / (c) Landgrafe

Baden gehört, ebenso wie das Kämmen, nicht gerade zu Dayans Lieblingsbeschäftigungen.

Auch hier wurde gejammert und letztendlich sogar versucht, über den Badewannenrand zu klettern - was ich natürlich verhinderte.

Und ja, glaubt mir - es WAR nötig ihn zu baden! Kam da eine dunkle Brühe runter... (schäm).

Angepisst, aber sauber und plüschig :) / (c) Landgrafe
Daniela ging die ganze Zeit über liebevoll, ruhig und souverän mit Dayan um, ließ sich nicht einschüchtern von seinem Grollen (das tatsächlich nur halbherzig war) und arbeitete möglichst zügig, damit der arme Kerl nicht so lange "leiden" musste *grins*.

Nach dem ersten Föhnen, damit die größte Nässe raus war, beließen wir es dabei.

Dayans Fell nässte noch nach, doch er war k.o. vom Ganzen und wir wollten ihn nicht unnötig länger zanken.

Daniela schnitt noch seine Konturen nach und die dichte Wolle an den Hinterbeinen - die braucht schließlich kein Hund! Jedenfalls nicht in unseren Breitengraden.

Und dann waren die Hundis schick und fertig.


Dayan, voll k.o. / (c) Landgrafe
Müde Gioya... (c) Landgrafe
Nach einer Stunde im Wald - keine Hölzchen im Fell - YEEEAAAHHH!! / (c) Landgrafe
"Papa Bär" und "Hunde-Bär" / (c) Landgrafe
Fazit: hingehen!
Daniela ist mit Herzblut dabei, geht toll mit den Hunden um, leistet super Arbeit, ihre Preise sind moderat und - sie hat noch Termine frei  ;)

Ich empfehle sie gerne weiter!!

www.schoene-schnauze.de