Flieg, mein Engel ... / Foto (c) Y. Schnaubert |
Sie ist fort.
Nein, ich habe sie nicht verloren.
Sie ist gegangen. Leise. Ruhig.
Alles ist gut.
Und gleichzeitig ist gar nichts gut und mein Herz blutet und ich schwanke zwischen Dankbarkeit für jeden einzelnen Augenblick mit ihr und solcher immensen Traurigkeit, dass es mir die Luft zum Atmen nimmt.
Wir wussten schon lange, dass es nicht mehr lange so gehen kann.
Die Symptome wurden immer mehr, immer schlimmer.
Die Schmerzen auch, trotz Schmerzmittel.
Die Liste der gesundheitlichen Probleme war lang.
- Spondylosen
- HD
- kissing spines
- beidseitiger Kreuzbandriss
- offener Rutenbruch
- falsch zusammen gewachsener, unbehandelter Beinbruch
- schwerste Polyarthritis in allen Gelenken mit golfballgroßen Zubildungen an beiden Handgelenken
- offene Wunden an den Füßen
- halbseitige Gesichtslähmung
- kleiner Herzklappenfehler
- und zuletzt Cushing durch das hochdosierte Kortison...
Die kleine Stimme in mir wurde immer lauter, dass es Zeit wird.
Zeit, sie zu fragen, was sie möchte.
Das habe ich getan, über die wunderbare Ursula Riedler von www.tierharmonie.ch
Und sie hat alles bestätigt, was ich im Herzen schon längst gefühlt habe.
Und mir noch einige Botschaften von meinem kleinen Kolibri mitgegeben, die sehr wichtig für mich waren.
So haben wir ihren Abschied gefeiert, mit viel buntem Junk-Food, Lieblingsspielen, viel Ruhe und Kuscheln und kleinen Trips zu ihren Lieblingsorten, an denen sie immer so gern gerannt ist und gespielt hat.
Entertainment mit Lieblingsbonbons / Foto (c) Landgrafe |
Kuchen-Party / Foto (c) Landgrafe |
Vierundzwanzig Stunden Frist...
Und ich sag's euch ganz ehrlich - auf den Tod zu warten ist Scheiße!
Doch noch einmal einen ganzen Tag bewusst mit ihr erleben zu dürfen und für sie gestalten zu können, jede einzelne Sekunde davon zu genießen und wertzuschätzen - ein Geschenk!🎁
Sie fragte - bleiben wir draußen?
Ja, mein Herz, natürlich.
Also habe ich ihr ein dickes weiches Bett draußen gemacht und mich mit ihr dort hingesetzt, um den Vögeln zu lauschen und die Eichhörnchen zu beobachten.
draußen sein, entspannen... / (c) Foto Landgrafe |
So haben wir dort gesessen und gekuschelt. Lange.
Sie wollte keine letzte Abendrunde mehr gehen - zu anstrengend, sagte sie deutlich, lieber im Garten auf die Wiese.
Eine Freundin kam dazu und wir unterhielten uns, über Gioya, über die Welt, das Schicksal und ein bisschen über Wilma, ihre Hündin, die schon vor einiger Zeit ein Sternenhund wurde.
Gioya war ruhig, versuchte sich zu entspannen, ließ sich kraulen und massieren.
Zwischendrin spielten wir wieder ein kleines Spielchen mit leckeren Bonbons.
Es wurde Abend...
Der Tierarzt meines Vertrauens kam sehr spät, weil die Praxis rappelvoll gewesen war. Er war ruhig, entspannt und kuschelte Gioya, machte alles so langsam und behutsam wie möglich für sie.
So konnte sie schließlich um halb elf abends in meinen Armen einschlafen, nach einem Tag voller schöner Erinnerungen, voller Liebe und Fürsorge.
Ich glaube, sie wusste es. Sie war etwas nervös, als mein Tierarzt sich neben sie setzte. Ich glaube, sie war bereit zu gehen, doch sie hatte etwas Angst vor dem Übergang.
Alles passierte dann langsam, ruhig, behutsam, sodass sie entspannen konnte.
Auch ein Geschenk... an sie und an mich.
Und jetzt sitze ich hier, schreibe diese Zeilen und mich zerreißt es schier.
Mein Herzenshund, meine Seelenhündin ist gegangen und sie fehlt mir so sehr, jede Sekunde, jeden Atemzug. Sie war so wunderbar perfekt für mich, egal was andere über sie sagten.
Ich liebe sie noch immer, und diese Liebe wird ewig bleiben.
Flieg hoch, mein kleiner Kolibri.
Gute Reise zu den Sternen.
Ich weiß, du wartest samba-tanzend auf mich, wenn ich irgendwann nachkomme...