Freitag, 13. September 2019

Der Tod lauert im Wasser ...

Kleiner Spaziergang mit der "Gang" / Foto (c) Landgrafe
Wir gehen gemütlich durch den Wald.
Es hat erst vor kurzem geregnet und mehrere Pfützen liegen auf dem Waldweg verstreut. Ich mache mir also keine großen Gedanken, als mein Husky eine davon ansteuert um zu trinken, schließlich ist das Wasser ja frisch.

Doch dann werde ich kurz laut und rufe "Dayan, nein!! Stopp!"
Mein Hund hebt irritiert den Kopf. Da bin ich schon bei ihm und schiebe ihn liebevoll, aber unnachgiebig von der Pfütze weg und schaue mir danach die anderen Wasserlachen gut an, ehe ich ihn erst einige hundert Meter weiter trinken lasse.

Frisches Wasser mit Nikotin versetzt = Todesfalle! / Foto (c) Landgrafe
Was war passiert?
Das hier - schwimmende Zigarettenkippen im Wasser!

  Ich sag's Euch ganz ehrlich - so etwas macht mich richtig sauer!

Viele Raucher entsorgen draußen mal eben schnell ihre Kippe und denken sich nichts dabei.

Doch Nikotin ist ein starkes Gift für Hunde und andere Tiere - für Menschen übrigens auch.

   In einer normalen Zigarette befindet sich zwischen 9 und 30 mg Nikotin. Zigarettenstummel enthalten noch etwa 5-7 mg.

  Schon bei 4 mg Nikotin, die gefressen oder durch kontaminiertes Wasser aufgenommen werden, können bei Hunden Symptome einer Nikotinvergiftung auftreten. Diese äußern sich durch eine Steigerung der Nervenaktivität, das heißt durch Muskelzittern, Erbrechen, Speicheln, Temperaturanstieg, Gangunsicherheit und Herzrhythmusstörungen bis zum Herz-Kreislauf-Versagen.

 Würde ein Welpe aus einer solchen Pfütze trinken, würde er binnen kurzer Zeit an einem Kreislaufkollaps versterben!

Wanderratte / (c) gold555engel / piqs.de
Ein weiteres "Pfützen-Problem" entsteht oft bei warmem Wetter - die Gefahr der Leptospirose.

 Leptospiren werden von infizierten Tieren im Urin ausgeschieden. Die Infektion erfolgt durch Kontakt über die Haut oder Schleimhäute.

Als derzeitiger Hauptübertragungsweg gilt die Aufnahme von mit Rattenharn verunreinigtem Wasser in Pfützen, aber auch in kleinen Tümpeln oder stehenden Gewässern.

Die Erkrankung tritt vor allem im Spätsommer und Herbst auf.
Die Inkubationszeit, also die Zeit bis zum Ausbruch der Krankkheit, beträgt fünf bis sieben Tage.
Die Erreger setzen sich in diversen Organen, besonders der Niere, Milz, Leber und den Lymphknoten fest.

 Symptome sind Fressunlust, Erbrechen, Fieber, Bewegungsunlust, Abgeschlagenheit, Muskelzittern, erschwerte Atmung, Husten bis zum blutigem Durchfall und Nierenversagen.
Schuzt bietet nur eine regelmäßige Impfung gegen die Erreger.

Eine weitere Gefahr findet sich nicht nur in Pfützen, Tümpeln oder kleinen stehenden Gewässern, sondern auch am Rand von Äckern und Feldern - der Botulismus, eine Vergiftung mit einem Nervengift, das vom Bakterium namens Clostridium botulinum gebildet wird.

Tote Ente / Foto (c) fuerteventure-zeitung
 Das weltweit vorkommende Bakterium kann nicht nur für Pferde, Rinder, Wasservögel und Menschen gefährlich sein, sondern auch für den Hund. Es verursacht eine Lähmung der Muskulatur und kann tödlich enden.

 Die Hauptinfektionsquelle für den Hund (aber auch für andere Tiere) sind verunreinigte Gewässer, mit denen er in Kontakt kommt oder aus denen er trinkt. Gerade im Sommer kann durch Tierkadaver – beispielsweise von Vögeln – das Bakterium in seichte Gewässer wie Teiche, Tümpel und Pfützen gelangen.

Aber auch Gülle kann von den gefährlichen Bakterien durchsetzt sein, weil z.B. Nagetiere in die Güllegrube gefallen, dort ertrunken und verrottet sind. Daher ist also auch bei gegüllten Wiesen, Äckern und Feldern Vorsicht geboten.

Bei einer Botulismus-Vergiftung zeigen sich unterschiedliche Symptome (meist erst einige Stunden oder sogar Tagen): Lähmungserscheinungen in der hinteren Körperhälfte, die langsam bis zur vorderen Körperhälfte durchwandern, unkoordinierte Bewegungen, starkes Speicheln, Lähmung der Zunge, flache Atmung und Probleme bei der Nahrungsaufnahme bis hin zum Erbrechen.

Schnelles Erkennen und anschließendes Handeln kann tatsächlich über Leben oder Tod Deines Hundes entscheiden! Werden die Anzeichen der Vergiftung zu spät erkannt, gibt es leider oft keine Rettung mehr für den Hund. Bei fortschreitender Vergiftung kommt es zur Lähmung der Atemmuskulatur, was zu einem qualvollen Erstickungstod führt.

Bei allen genannten Gefahren kann es reichen, dass der Hund durch das Wasser hindurch gelaufen ist oder sich hinein gelegt hat - denn er reinigt ja seinen Körper mit der Zunge.

Solltet Ihr also unsicher sein, dann duscht Euren Hund doch gründlich mit klarem Wasser zuhause ab und nehmt für unterwegs Wasser zum Trinken für Euren Hund mit.

Bitte achtet gut auf Eure Hunde, herzliche Grüße
Claudia

Quellennachweis (sofern nicht am Foto angegeben)

Foto Ratte :  gold555engel, „Rattus norvegicus - Wanderratte“, CC-Lizenz (BY 2.0)
https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de

Mittwoch, 1. Mai 2019

Belohnen - Geiz ist gar nicht geil!! Teil 2

Wie, kein Lob? Dann mach ich nix, so! / (c) Schnaubert


 Im letzten Teil hatte ich euch ja versprochen, mehr über das richtige Belohnen zu erzählen.
Sicherheitshalber fangen wir mal bei Adam und Eva an :

Was ist Lob - denken wir?
Wir geben dem Hund etwas, von dem wir denken, dass er es gut findet. Das sind meist Tätscheln, Streicheln, Futter, Spielzeug und viele lieb gemeinte Worte.

Was ist Lob - welches der Hund als Lob ansieht?
Das hängt immer von der jeweiligen Situation ab!
Es kann der Keks sein, oder ein kurzes Knuddeln, es kann aber auch das Weiterlaufen sein, ins Wasser springen, buddeln dürfen, Hundefreunde begrüßen und mit ihnen toben, einen >>Dummy  suchen oder dem Ball hinterher sprinten, Wild beobachten dürfen usw. usw. usw.


Gioya liebt Körperkontakt / (c) Schnaubert


Was ist definitiv kein Lob für den Hund?
Als allererstes : anfassen und / oder den Kopf tätscheln!!

Ich kenne kaum einen Hund, der das mag oder als Lob ansieht. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mit meinem Hund zuhause kuschle und dabei seinen Kopf sanft streichle, was wiederum viele Hunde genießen, oder ob ich draußen in Aktion mit ihm bin - denn da wollen nur die wenigsten Hunde tatsächlich am Kopf oder sonstwo berührt werden!
Achtet mal drauf - viele Hunde weichen draußen einer Berührung seitlich aus!

 Verbales Lob als Belohnung
 Das sollte jeder stets parat haben! Schließlich wiegt es nichts, nimmt keinen Platz weg und ist immer dabei. Loben ist doch wirklich nicht so schwer.
Der Hund schaut euch kurz an, ihr sagt fröhlich: "Fein!"
Er kommt unaufgefordert zu euch, ihr freut euch ehrlich mit "Hey, priiima Mausi!"

Nutzt doch bitte jeden Kontakt, den der Hund von sich aus anbietet. Umso weniger müsst ihr danach fragen! Denn wenn ihr nie etwas sagt und nicht reagiert, stellt der Hund seine Kontaktaufnahme zu euch nach und nach ein, weil - bringt ja nix!

 Futter als Belohnung
 Für verfressene Hunde ist Futter fast immer eine tolle Bestätigung. Hier sollte man tatsächlich darauf achten, was und wie viel man wofür gibt. Je hochwertiger das Futter an sich und je weniger davon insgesamt gegeben wird, umso höher der Wert!

Hat die Tante Trainer gerade weniger gesagt? Wo sie doch vorhin meinte "Schmeißt Lob wie Konfetti!" ??
Jawoll - ich meinte damit aber nur dieses hochwertige Mega-Leckerli!

Ich geb euch ein Beispiel:
Wir üben das Abrufen und fürs sofortige zu uns kommen bekommt der Hund ein Stückchen gekochte Hähnchenbrust. Wooow, leckerlecker!
Der Hund soll sich kurz danach hinsetzen - es gibt "nur" einen leckeren Keks.

Warum?
Weil "sitzen" kann er schon gut, schnell und zuverlässig. Das Herankommen wird also extrem hochwertig belohnt, um es gut aufzubauen, das Sitzen wird ebenfalls belohnt, aber deutlich weniger wertvoll.

Loben - bitte immer ja bei richtigem Verhalten, und dabei die Wertigkeit beachten. Je neuer und schwieriger die Übung, umso hochwertiger die Belohnung!

Pommes - Megabelohnung für den wollhaarigen Schnapposaurus Rex ;) / Foto (c) Landgrafe

Wann ist Futter keine Belohnung?

1.) Wenn der Hund etwas anderes dringender will! Zum Beispiel trinken, rennen oder buddeln.
Will er hetzen, stöbern oder spielen, kann ich das Futter evtl. werfen, rollen oder suchen lassen. Einfach aus der Hand geben ist dann zu langweilig.

2.) Wenn der Hund gestresst ist - unter großem Stress setzt der Magen-Darm-Trakt seine Arbeit aus und Hunde können nichts mehr essen. Daran erkennt ihr übrigens auch den Stress-Level eures Hundes - wenn essen nicht mehr geht, wird auch das Lernen schwierig!
Der Hund ist dann im "Kampf-oder-Flucht-Modus" und reagiert nur noch, statt nachdenken zu können.

3.) Wenn das Futter dem Hund nicht oder nur so "lala" schmeckt (logo, oder?!?). Was im Haus noch okay war, ist draußen oft nicht spannend oder wertvoll genug für den Hund. Ihr solltet also mal ausprobieren, was er mag, was er sehr gern mag und für welche Leckerlis er auch einen Rückwärtssalto machen würde :)
Also gern mal Käsewürfel, gekochte Hähnchenherzen oder Brust, Hundewurst etc. nehmen.

4.) Wenn das Futter dem Stresslevel nicht angepasst wurde.
Damit meine ich, dass Hunde unter anwachsendem Stress oft nicht mehr kauen mögen, sondern nur noch weiche Sachen essen oder aufschlecken können / wollen.
Wenn ihr also wisst, dass ihr etwas stressbehaftetes trainieren wollt, dann probiert doch als Belohnung mal eine >>Futtertube  mit ganz weichem Futterbrei. Ob nun püriertes Dosenfutter, Quark mit Leberwurst oder ähnliches, einfach mal testen.

 Spielzeug als Belohnung
 Für jagdlich ambitionierte oder sehr optisch orientierte Hunde ist der Ball oder ein >>Wurfspielzeug  oft eine Top Bestätigung.
Hier gibt es nur zwei kleine Haken an der Sache:

1.) Spielzeug kann Spannung und Stress im Hund aufbauen. Wenn man es wirft oder zergelt, puscht es den Hund. Zu viel Beute-Spiel kann den Hund so aufregen, dass man das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich angestrebt hat.

2.) Spielzeug kann süchtig machen. Es gibt nicht von ungefähr den Begriff des "Ball-Junkies".
Das Hetzen von Beute, auch wenn es nur der Ball ist, fördert die Ausschüttung von Dopamin im Hund, die "Spaßdroge" Nummer eins und dem Stresshormon "Adrenalin". Dazu an anderer Stelle mehr.

Richtig eingesetzt - z.B. der Hund darf ein Spielzeug suchen, tragen oder aus der Luft fangen und dann mitschleppen - kann man manches Verhalten erfolgreich umlenken und der Hund darf durchaus Spaß daran haben.

Umwelt-Belohnungen
Hier gibt es eine schier endlose Vielfalt und ihr solltet einfach mal euren Hund genau beobachten.
Was will euer Hund jetzt gerade gern tun? Und welche gleichartige Alternative könnt ihr ihm dann anbieten?

Ein Beispiel von mir:
mein Setter rennt sehr gern, was an der >>Schleppleine nur begrenzt möglich ist. Wir üben - wenn die Leine zu ende ist, geht es nicht weiter. Also ist ihre Belohnung beim Nachlassen der Leine: es geht weiter!

Sie hetzt auch gern Wild. Wenn sie los sprintet, ich pfeife und sie sofort zurück kommt, ist ihre Belohnung: ein heißgeliebtes Spielzeug fliegt und sie darf es verfolgen und erbeuten und wegtragen.

Gioya liebt es auch als Vorstehhund, Tiere zu belauern. Das lasse ich zu - sie darf sich anschleichen und vorstehen und beobachten - und dann werfe ich ihr Lieblingsspielzeug und sie kann ihre aufgebaute Spannung daran abbauen.

Sie bekommt also genau das, was sie in diesem Augenblick haben will, nur etwas anders.


Hetzen macht Spaß! / (c) Schnaubert
 Das Fazit:

Belohnt bitte häufig, ehrlich und freundlich sowie der Situation angepasst - ihr werdet sehen, dass euer Hund dann noch mehr bei euch und mit euch sein will und schneller bessere Leistungen erbringt.

Also - heute schon deinen Hund gelobt?? ;)

P.S.: kennst du eigentlich den Unterschied zwischen Belohnen und Bestechen?
Lies doch hier mal weiter...
Belohnen ist prima, Bestechen ist blöd

P.S.: die blau unterlegten Worte führen Euch zu schönen Produkten, und falls Ihr darüber etwas kauft, entstehen Euch keine Mehrkosten, sondern ich verdiene ein paar Cent daran :)

Belohnen - Geiz ist gar nicht geil!! Teil 1

Weltbeste Belohnung - Käse! / (c) Schnaubert
"Geiz ist geil."
Toller Werbeslogan seit Jahren, der bedeutet :
Spare, wann immer du kannst ein, was immer du kannst, und bekomme trotzdem möglichst viel dafür.

Soweit, so gut. Oder schlecht.
Ja, eher doch schlecht.
Total schlecht, um genau zu sein!

Denn was bedeutet diese Art von Mentalität denn wirklich, wenn man sie gnadenlos so auslebt?
Alles immer billig oder noch billiger - 
Kleidung (in Fernost von Vorschulkindern geklöppelt)
Milch (von armen zusammengepferchten Hochleistungsrindern, die nach 1-2 Jahren kaputt und leer sind und dann zu Billig-)
Fleisch (verarbeitet werden oder von eingepferchten Mastschweinchen oder Stopfgänsen oder Masthähnchen...)
Eier (von nackigen Hühnern aus Legebatterien, die kaum genug Platz haben, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen) und
Lob!

 Ja, auch mit Lob wird seeehr gespart, überall, auch im Hundetraining.
Wieso eigentlich?
Ich sag's euch ganz ehrlich - ich bin da total verschwenderisch und predige, da beim "Ausgeben" eher an Konfetti als an Hunderteuroscheine zu denken!

  Wer hier die "Geiz ist geil"-Methode anwendet und sich an den schwäbischen Spruch hält: "Net g'schimpft ist g'lobt genug!", und dann noch Höchstleistungen von seinem Hund erwartet, natürlich auch noch voller Enthusiasmus und Freude, der spinnt.
So, nu hab ich es gesagt!

Mal ehrlich - ich kann auch nicht nur zehn Tropfen Diesel in mein Auto füllen und dann erwarten, dass es mich nach Köln und zurück fährt! Es würde zu Recht stehenbleiben und sich weigern, auch nur einen Meter weiter zu rollen.

Ich könnte natürlich mit ihm schimpfen, dagegen treten, es schubsen und zu ziehen versuchen, doch das würde wohl wenig bringen.

Sitzstreik - Nö, ich hör dich nicht! / (c) Landgrafe

Aber ein Hund ist nun mal kein Auto. Leider kann man hier schimpfen, schubsen, ziehen, rucken, treten... und schlimmeres. Hach ja.
Oder besser, och nööö.

Dabei wär es oft so einfach.
Ehrlich!
Mit Freundlichkeit, gepaart mit Konsequenz, Geradlinigkeit und Beharrlichkeit, Humor und Geduld kommt man in der Hundeerziehung sehr viel weiter als mit härteren verbalen und körperlichen Gangarten (nachzulesen im Post "Das tolle K-G-T-H-Training").

Noch vor kurzem hatte ich für einige Wochen einen jungen, schwer pubertierenden Schäferhundrüden auf dem Trainingsplatz.
"Artus" (Name geändert) kläffte, schrie, zerrte an der Leine und wollte alle anderen Hunde verprügeln. Menschen waren ihm relativ egal, auch sein eigener.

Dieser, also sein Mensch, war offenbar ein SV'ler der alten Schule, der es bisher mit Härte und Laustärke versucht hatte. Dummerweise reagierte Artus darauf nicht wie erhofft, sondern wurde immer schlimmer in seinem Verhalten.
Bekannte hatten ihm meine Hundeschule empfohlen und so kam er versuchsweise zu mir ins Training.

Ich erkannte sofort, was dieser junge Hund brauchte - freundliche Ansprache, klare Ansagen und Arbeit, sprich er brauchte etwas, womit er sich befassen konnte, anstatt ständig seine Umgebung nach "Prügelknaben" zu scannen, an denen er seinen aufgestauten Frust abbauen konnte - aufgestaut durch die "unsachgemäße Bedienung" des Modells "Hund", Marke "Schäfer", durch den Halter.

Artus reagierte auf mein freundliches "Hey Artus, hier zu mir!" sofort und schaute mich erwartungsvoll an. "Geh mal mit!", forderte ich ihn fröhlich auf und Artus ging mit, aufmerksam, fragend was wir denn jetzt machen.
"Sitzen", forderte ich freundlich und Artus saß. Und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich erklärte dem Halter, was sein Hund braucht und wie wir gemeinsam das Training zur Frustreduktion und Aufbau von Aufmerksamkeit halten wollten:

Kasernenhof-Ton gegen freundliche Ansprache austauschen, klar sagen, was er tun soll und sobald er sich wieder aufregt, kommentarlos das Spielfeld verlassen und erneut Aufmerksamkeit einfordern und arbeiten. Sitz, komm, stop, hier, sitz, schau... alles nett.
Und Keks rein.
Und looooben!

Aufmerksamkeit durch freundliche Ansprache und Lob / (c) Schnaubert

Ansatzweise klappte es und wurde dann von Stunde zu Stunde besser, bis Artus rund vier Meter neben den anderen Hunden arbeiten konnte, ohne sie fressen zu wollen.

Und dann kam der Einbruch ... plötzlich hieß es wieder laut "Neeiiiinnn!!", dem Hund wurde die Schnauze zugehalten, wenn er bellte und am Halsband geruckt und die nächste Stunde trug er plötzlich einen Stachler - ich war entsetzt!

Ja, weil die Leute vom Hundeplatz hatten gesagt, dem muss man jetzt in der Pubertät mal zeigen.... Und ohne Stachler kriegen wir den nicht gehalten, wenn er ausrastet.
Ja, wieso rastet er denn aus, Leute ?!?!! Mal nachgedacht??

Ich sagte höflich und bestimmt meine Meinung zu dem Piekeding, erklärte die Folgen fürs Training, bzw. den Hund und dass ich auf meinem Platz und in meinem Training so ein "Hilfsmittel / Folterinstrument" nicht dulde. Den Rest könnt ihr euch denken - ich sah Hund und Halter nicht mehr wieder.
Ich war frustriert und auch sauer.
Denn dieser Hund hätte sich bei fortgeführtem positivem Training großartig entwickelt!  
Artus wollte ja lernen - aber eben nicht durch Druck und Gewalt.

Was um Himmels Willen ist denn mit uns Menschen los, dass wir oft so viel schneller mit Strafe zur Hand sind als mit Lob?
Geben wir, bewusst oder unbewusst, unseren eigenen Alltagsfrust an den Hund weiter?
Haben wir eine falsche Denkweise von der mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit des Hundes?
Wieso sind wir so ungeduldig und verständnislos für die Bedürfnisse und Fähigkeiten unserer Hunde?!

Und warum zum Henker glauben so viele Menschen, Hunde würden einfach schon verstehen, was sie zu tun haben, wenn man ihnen immer nur Dinge verbietet, anstatt ihnen beizubringen, was sie statt dessen tun sollen?!
Ich begreif es manchmal echt nicht!

Zurück zum Lob und seinen immensen Vorteilen. Echtes Lob - also ein ehrliches freundliches fröhliches Lob, das der Hund auch als Lob empfindet - motiviert, gibt dem Hund Sicherheit in seinem Tun, beschleunigt das Lernen, macht Spaß und nimmt Unsicherheiten und Ängste.

Was ein echtes, ehrliches und der Situation angepasstes Lob denn ist, erzähle ich euch gern im zweiten Teil von "Geiz ist gar nicht geil" Teil 2!!










Donnerstag, 3. Januar 2019

Pro Mantel oder Gehst du im Winter nackig raus?


Langhaarhund und Mantel? Aber ja doch! / (c) Landgrafe

 Ich höre es unterwegs immer wieder, wenn wir bei Regen oder Kälte unterwegs sind.
"Wieso hat denn der 'nen Mantel an?! Der hat doch Fell!"
 Ja, hat er. Du hast auch Haare auf'm Kopf und trägst 'ne Mütze, oder?!?

Ich sag's euch ganz ehrlich - ich bin absolut Pro Mantel und Co. bei Hunden, die es brauchen!!

Und welche Hunde brauchen das und wann?

Wann ist leicht erklärt - immer, wenn es kalt oder kalt & nass draußen ist.

- Alte Hunde
Sie können meist nur schwer ihre eigene Körpertemperatur halten und haben oft kleiner oder größere Zipperlein wie Arthrosen oder Rückenleiden. Es hilft ihnen sehr, wenn man sie warm hält.

- Kranke Hunde
Hier sollte man durchaus mit einem Mantel unterstützen, Wärme tut gut.

- Welpen
Die kleinen Krümel haben oft noch dünnes Fell, einen nackigen Bauch und sind aufgrund ihrer Größe auch nah am kalten Boden. Zudem haben sie noch keinen großen Körperfettanteil und können sich selbst schlecht warm halten.

- Hunde mit wenig oder keiner Unterwolle
Hier fehlt schlichtweg die warme Wolle am Körper und diese Hunde frieren schnell, auch wenn sie sich bewegen.
Ähnliches gilt für Hunde, die durch eine Erkrankung oder Kastration ein durchlässiges Fell bekommen haben, also wirklich bis auf die Haut nass werden. Dabei wächst oft die Unterwolle übermäßig, tritt zwischen dem Deckfell hervor und zieht quasi die Nässe bis auf die Haut.

- Hunde, die längere Zeit bei Kälte oder Nässe auf etwas oder jemanden warten müssen, auch im Auto!
Eigentlich total klar, oder? Ohne Bewegung friert man schließlich noch schneller. Ausnahmen sind natürlich Autos, in denen eine Standheizung läuft.

Zudem finden empfindliche Hunde einen nassen Pelz blöd. Dazu gehört auch mein Husky. Er kommt nach dem Spaziergang viel schneller zur Ruhe, wenn er einen Mantel getragen hat.
Rotkäppchen - ungefütterter Regenmantel  / (c) Landgrafe
 Mein Setter ist recht kältempfindlich, wie viele Hunde, die aus dem warmen Ausland kommen.
Hier hilft ein Regenmantel und im Winter tatsächlich auch ein dick gefütterter Mantel, damit sie sich wohl fühlt.

Und ganz uneigennützig bin ich dabei auch nicht - die Hunde tragen sehr viel weniger Nässe ins Haus :) , was ich auch ganz prima finde.

Auch Bademäntel sind super, sogar für gesunde Pelztiere. Sie nehmen schnell die Nässe aus dem Fell auf, erhalten die Körperwärme und sorgen ebenfalls dafür, dass die Hunde nicht so viel Dreck ins Auto oder durch die Wohnung tragen.

Warm eingemuckelt schläft's sich besser / (c) Landgrafe

Schaut also einfach mal, ob Euer Hund vielleicht einen Mantel braucht und wie der aussehen sollte. Nicht jeder Hund braucht einen gefütterten warmen Mantel, manchmal reicht auch ein Regencape.

Ich habe beides für meine beiden Hunde, je nach Saison und Temperatur, sodass sie sich draußen auch bei Sauwetter wohl fühlen :) .