Mittwoch, 1. Mai 2019

Belohnen - Geiz ist gar nicht geil!! Teil 2

Wie, kein Lob? Dann mach ich nix, so! / (c) Schnaubert


 Im letzten Teil hatte ich euch ja versprochen, mehr über das richtige Belohnen zu erzählen.
Sicherheitshalber fangen wir mal bei Adam und Eva an :

Was ist Lob - denken wir?
Wir geben dem Hund etwas, von dem wir denken, dass er es gut findet. Das sind meist Tätscheln, Streicheln, Futter, Spielzeug und viele lieb gemeinte Worte.

Was ist Lob - welches der Hund als Lob ansieht?
Das hängt immer von der jeweiligen Situation ab!
Es kann der Keks sein, oder ein kurzes Knuddeln, es kann aber auch das Weiterlaufen sein, ins Wasser springen, buddeln dürfen, Hundefreunde begrüßen und mit ihnen toben, einen >>Dummy  suchen oder dem Ball hinterher sprinten, Wild beobachten dürfen usw. usw. usw.


Gioya liebt Körperkontakt / (c) Schnaubert


Was ist definitiv kein Lob für den Hund?
Als allererstes : anfassen und / oder den Kopf tätscheln!!

Ich kenne kaum einen Hund, der das mag oder als Lob ansieht. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mit meinem Hund zuhause kuschle und dabei seinen Kopf sanft streichle, was wiederum viele Hunde genießen, oder ob ich draußen in Aktion mit ihm bin - denn da wollen nur die wenigsten Hunde tatsächlich am Kopf oder sonstwo berührt werden!
Achtet mal drauf - viele Hunde weichen draußen einer Berührung seitlich aus!

 Verbales Lob als Belohnung
 Das sollte jeder stets parat haben! Schließlich wiegt es nichts, nimmt keinen Platz weg und ist immer dabei. Loben ist doch wirklich nicht so schwer.
Der Hund schaut euch kurz an, ihr sagt fröhlich: "Fein!"
Er kommt unaufgefordert zu euch, ihr freut euch ehrlich mit "Hey, priiima Mausi!"

Nutzt doch bitte jeden Kontakt, den der Hund von sich aus anbietet. Umso weniger müsst ihr danach fragen! Denn wenn ihr nie etwas sagt und nicht reagiert, stellt der Hund seine Kontaktaufnahme zu euch nach und nach ein, weil - bringt ja nix!

 Futter als Belohnung
 Für verfressene Hunde ist Futter fast immer eine tolle Bestätigung. Hier sollte man tatsächlich darauf achten, was und wie viel man wofür gibt. Je hochwertiger das Futter an sich und je weniger davon insgesamt gegeben wird, umso höher der Wert!

Hat die Tante Trainer gerade weniger gesagt? Wo sie doch vorhin meinte "Schmeißt Lob wie Konfetti!" ??
Jawoll - ich meinte damit aber nur dieses hochwertige Mega-Leckerli!

Ich geb euch ein Beispiel:
Wir üben das Abrufen und fürs sofortige zu uns kommen bekommt der Hund ein Stückchen gekochte Hähnchenbrust. Wooow, leckerlecker!
Der Hund soll sich kurz danach hinsetzen - es gibt "nur" einen leckeren Keks.

Warum?
Weil "sitzen" kann er schon gut, schnell und zuverlässig. Das Herankommen wird also extrem hochwertig belohnt, um es gut aufzubauen, das Sitzen wird ebenfalls belohnt, aber deutlich weniger wertvoll.

Loben - bitte immer ja bei richtigem Verhalten, und dabei die Wertigkeit beachten. Je neuer und schwieriger die Übung, umso hochwertiger die Belohnung!

Pommes - Megabelohnung für den wollhaarigen Schnapposaurus Rex ;) / Foto (c) Landgrafe

Wann ist Futter keine Belohnung?

1.) Wenn der Hund etwas anderes dringender will! Zum Beispiel trinken, rennen oder buddeln.
Will er hetzen, stöbern oder spielen, kann ich das Futter evtl. werfen, rollen oder suchen lassen. Einfach aus der Hand geben ist dann zu langweilig.

2.) Wenn der Hund gestresst ist - unter großem Stress setzt der Magen-Darm-Trakt seine Arbeit aus und Hunde können nichts mehr essen. Daran erkennt ihr übrigens auch den Stress-Level eures Hundes - wenn essen nicht mehr geht, wird auch das Lernen schwierig!
Der Hund ist dann im "Kampf-oder-Flucht-Modus" und reagiert nur noch, statt nachdenken zu können.

3.) Wenn das Futter dem Hund nicht oder nur so "lala" schmeckt (logo, oder?!?). Was im Haus noch okay war, ist draußen oft nicht spannend oder wertvoll genug für den Hund. Ihr solltet also mal ausprobieren, was er mag, was er sehr gern mag und für welche Leckerlis er auch einen Rückwärtssalto machen würde :)
Also gern mal Käsewürfel, gekochte Hähnchenherzen oder Brust, Hundewurst etc. nehmen.

4.) Wenn das Futter dem Stresslevel nicht angepasst wurde.
Damit meine ich, dass Hunde unter anwachsendem Stress oft nicht mehr kauen mögen, sondern nur noch weiche Sachen essen oder aufschlecken können / wollen.
Wenn ihr also wisst, dass ihr etwas stressbehaftetes trainieren wollt, dann probiert doch als Belohnung mal eine >>Futtertube  mit ganz weichem Futterbrei. Ob nun püriertes Dosenfutter, Quark mit Leberwurst oder ähnliches, einfach mal testen.

 Spielzeug als Belohnung
 Für jagdlich ambitionierte oder sehr optisch orientierte Hunde ist der Ball oder ein >>Wurfspielzeug  oft eine Top Bestätigung.
Hier gibt es nur zwei kleine Haken an der Sache:

1.) Spielzeug kann Spannung und Stress im Hund aufbauen. Wenn man es wirft oder zergelt, puscht es den Hund. Zu viel Beute-Spiel kann den Hund so aufregen, dass man das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich angestrebt hat.

2.) Spielzeug kann süchtig machen. Es gibt nicht von ungefähr den Begriff des "Ball-Junkies".
Das Hetzen von Beute, auch wenn es nur der Ball ist, fördert die Ausschüttung von Dopamin im Hund, die "Spaßdroge" Nummer eins und dem Stresshormon "Adrenalin". Dazu an anderer Stelle mehr.

Richtig eingesetzt - z.B. der Hund darf ein Spielzeug suchen, tragen oder aus der Luft fangen und dann mitschleppen - kann man manches Verhalten erfolgreich umlenken und der Hund darf durchaus Spaß daran haben.

Umwelt-Belohnungen
Hier gibt es eine schier endlose Vielfalt und ihr solltet einfach mal euren Hund genau beobachten.
Was will euer Hund jetzt gerade gern tun? Und welche gleichartige Alternative könnt ihr ihm dann anbieten?

Ein Beispiel von mir:
mein Setter rennt sehr gern, was an der >>Schleppleine nur begrenzt möglich ist. Wir üben - wenn die Leine zu ende ist, geht es nicht weiter. Also ist ihre Belohnung beim Nachlassen der Leine: es geht weiter!

Sie hetzt auch gern Wild. Wenn sie los sprintet, ich pfeife und sie sofort zurück kommt, ist ihre Belohnung: ein heißgeliebtes Spielzeug fliegt und sie darf es verfolgen und erbeuten und wegtragen.

Gioya liebt es auch als Vorstehhund, Tiere zu belauern. Das lasse ich zu - sie darf sich anschleichen und vorstehen und beobachten - und dann werfe ich ihr Lieblingsspielzeug und sie kann ihre aufgebaute Spannung daran abbauen.

Sie bekommt also genau das, was sie in diesem Augenblick haben will, nur etwas anders.


Hetzen macht Spaß! / (c) Schnaubert
 Das Fazit:

Belohnt bitte häufig, ehrlich und freundlich sowie der Situation angepasst - ihr werdet sehen, dass euer Hund dann noch mehr bei euch und mit euch sein will und schneller bessere Leistungen erbringt.

Also - heute schon deinen Hund gelobt?? ;)

P.S.: kennst du eigentlich den Unterschied zwischen Belohnen und Bestechen?
Lies doch hier mal weiter...
Belohnen ist prima, Bestechen ist blöd

P.S.: die blau unterlegten Worte führen Euch zu schönen Produkten, und falls Ihr darüber etwas kauft, entstehen Euch keine Mehrkosten, sondern ich verdiene ein paar Cent daran :)