Dayan scheucht Klein-Lotta ... spielerisch ;) |
Ich bin Hundetrainer und auch Hundehalter, und daher auch oft mit Hunden auf Waldwegen unterwegs. Was mir immer wieder auffällt, ist das enorme Konfliktpotential, welches diese Strecken bei schönem Wetter bieten.
Nehmen
wir das Beispiel unserer Aggertalsperre, "Halbinsel" - ein sehr
beliebtes und belebtes Gebiet für alle, die sich gern in der Natur aufhalten.
Dort treffen aber auch Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen
aufeinander, was immer wieder mächtige Konflikte schafft.
Wir
haben die Spaziergänger und Familien mit Kindern, die einfach nur die Natur
genießen und um die Talsperre spazieren gehen möchten. Dann die Nordic Walker, Jogger
und Radfahrer, die sich dort gern sportlich betätigen und natürlich - Menschen
mit Hund.
Und
das Bild, das sich mir oft bietet, ist nicht das einer friedlichen Ko-Existenz,
sondern es geht eher wie im Wilden Westen zu…
…eine
Familie mit Kindern spaziert gemütlich über den Weg, die Kinder laufen
hintereinander her. Kurz vor einer Kurve werden sie fast von einem Rennradler
gestreift, der mit einem Affenzahn um die Ecke geschossen kommt.
Er muss hastig
ausweichen und schimpft dabei:
"Reichen die blöden Köter hier nicht schon? Jetzt muss man auch
noch kleinen Bälgern ausweichen!"
Denn
über einen der "blöden Köter", der frei herum rannte, hätte er
wenige hundert Meter zuvor fast einen Salto geschlagen.
Natürlich
trifft die Familie kurze Zeit später auf den besagten "Köter". Der mittelgroße Labrador, der Menschen und
Kinder besonders toll findet, rennt sofort auf sie zu - die Kinder haben Angst
und rennend schreiend zu ihren Eltern. Es erschallt der altbekannte Ruf:
"Der tuuut nix!"
Ja
ja, richtig - der tut nix hören, wie mir scheint, denn die Halterin kann rufen,
wie sie will, ihr "Tut-nix" springt fröhlich um die Kinder herum, die
sich mittlerweile zwischen Mama und Papa verstecken, während Papa schon nach
dem Hund tritt und schreit: "Leinen Sie endlich Ihren verdammten Köter
an!"
Doch
sie werden unerwartet gerettet - von einer jungen Joggerin, die jetzt um die Kurve kommt,
an der Familie vorbeiläuft und sofort zum Ziel des neugierigen Labradors wird.
Da auch sie Angst vor Hunden hat, rennt sie schneller - der Labrador auch - und
so muss die Halterin des "Tut-nix" nun auch recht unerwartet zu sportlicher Aktivität
übergehen und hinter der Joggerin und ihrem Hund her rennen.
Allerdings
hat auch sie mächtig Glück - ihr Hund kommt plötzlich aus vollem Lauf zu ihr
zurück, verfolgt von einem freilaufenden Schäferhund, bellend und zähnefletschend, und
von weitem schallt der Ruf: "Keine Angst, der will nur spiiiiielen…"
Sie
glauben, das sei überzogen? Dann gehen Sie mal an sonnigen Tagen mit mir
spazieren!
Dabei wäre es so
einfach, wenn jeder dem Anderen gegenüber ein wenig mehr Verständnis und
Respekt zollen würde!
Bringen Sie Ihren Mitmenschen die Höflichkeit entgegen,
die auch Sie selbst erwarten.
Liebe Spaziergänger
- bitte halten Sie sich von fremden Hunden fern. Versuchen Sie niemals, einen
fremden Hund einfach anzufassen - und sei er noch so hübsch, niedlich oder
klein! Nicht jeder Hund mag fremde Menschen, könnte sich bedroht fühlen und
zubeißen. Halten Sie auch bitte Ihre Kinder von fremden Hunden fern! Und
verlassen Sie sich bitte niemals auf die Aussage der Hundebesitzer, wenn es
heißt: "Der tut nix!"
(OLG Frankfurt, Az.: 7 U 91/99)
Liebe Radfahrer
- bitte betrachten Sie öffentliche Waldwege nicht als Ihre persönliche
Rennstrecke. Geben Sie Spaziergängern die Möglichkeit, Ihnen auszuweichen,
indem Sie etwas langsamer um die Kurven fahren. Bitte geben Sie auch
Hundehaltern die Möglichkeit, ihre Flexi- oder Schleppleinen einzusammeln und
ihre Hunde zu sich heran zu rufen. Und glauben Sie mir - das rechtzeitige Benutzen einer Fahrradklingel tut nicht weh…
Liebe Jogger
- Sie werden oft erst spät wahrgenommen, wenn Sie andere Menschen überholen wollen.
Rechnen Sie also damit, dass man sich erschreckt oder dass Kinder oder Hunde Ihnen
plötzlich in den Weg laufen.
Joggen
Sie bitte niemals frontal auf Hunde zu oder ganz nah an ihnen vorbei -
egal ob an der Leine oder freilaufend - die Tiere könnten sich bedroht fühlen
und zum Angriff über gehen.
Manche
Hunde neigen zum Hetzen, leider auch von Radfahrern und Joggern. Verfolgt Sie
ein Hund, verringern Sie sofort Ihr Tempo und bleiben Sie notfalls stehen.
Laufen Sie niemals vor einem Hund weg - er ist immer schneller als Sie!!
Ist
es ein freundlicher Hund - ignorieren
Sie ihn, sprechen Sie nicht mit ihm, sonst belohnen Sie ihn für sein Verhalten,
denn er erhält Aufmerksamkeit von Ihnen und glaubt, alles sei in bester
Ordnung. Und wird sicherlich gern wieder einen so netten Menschen verfolgen
wollen.
Bitten Sie aber den Hundebesitzer, besser auf seinen Schützling aufzupassen.
Knurrt
oder bellt der Hund Sie an, bleiben Sie bitte ganz ruhig stehen und bitten Sie
den Besitzer möglichst höflich, den Hund SOFORT abzurufen und anzuleinen, egal
ob der "nur spielen will" oder auch sonst "nix tut"! Kommt
er Ihrer Aufforderung nicht nach und der Hund bedroht Sie weiter, drohen Sie
notfalls mit einer Anzeige beim Ordnungsamt.
Bitte
schlagen oder treten Sie nur im absoluten Notfall nach dem Hund,
ansonsten provozieren Sie einen Angriff!
Zur Information -
kommen Jogger oder Radfahrer durch einen Hund zu Fall, weil Sie nicht angehalten
haben oder weiträumig ausgewichen sind, so erhalten Sie vor Gericht eine Mitschuld.
(OLG
Koblenz, Az.: 5 U 27/03 und OLG Koblenz, Az.: 12 u 1312/96).
Liebe Nordic Walker
- man nimmt Sie schneller wahr und Sie sind nicht ganz so schnell unterwegs.
Bitte denken Sie dennoch daran, dass das Geklapper Ihrer Stöcke unsichere Hunde
nervös machen kann. Machen auch Sie einen Bogen um Hunde und wenn Sie bemerken,
dass es den Tieren unheimlich ist - vielleicht könnten Sie die Stöcke ja ein
paar Meter weit hoch nehmen und nicht benutzen, bis Sie etwas Abstand zu den Hunden haben…
Liebe
Hundebesitzer - lassen Sie Ihren Hund nur dann frei
laufen, wenn er auch sicher abrufbar ist. Ansonsten gehört Ihr Hund an eine
Schleppleine! Ganz besonders, wenn er zum Hetzen neigt.
Sprüche
wie "Der tut nix!" oder
"Der will nur spielen!"
sind Ausreden für versäumtes Training mit Ihrem Hund! Schlimmstenfalls folgt
ein weiterer, sehr bekannter Satz: "Oh,
das hat er ja noch nie gemacht…"
Nicht
jeder Mensch ist begeistert von Hunden, manche Menschen haben auch Angst vor
ihnen. Bitte denken Sie daran und leinen Sie Ihren Hund an oder lassen Sie ihn
zumindest bei Fuß gehen oder absitzen, wenn Ihnen jemand entgegen kommt.
Und
nicht jeder Hund ist begeistert von anderen Hunden!! Vielleicht ist er mal gebissen worden oder er
ist krank, oder frisch operiert und darf sich nicht stark bewegen.
Halten
Sie zunächst Abstand und klären Sie vorher,
ob die Hunde sich begegnen dürfen oder nicht! Nicht erst, wenn sich die Leinen
hoffnungslos verwickelt haben oder die Beißerei bereits im Gange ist.
Hey - wer bist du und was willst du?! |
Respektieren
Sie, dass Hunde immer noch Raubtiere mit scharfen Zähnen sind und Schäden bei
Menschen und anderen Hunden verursachen können - egal ob Yorkshire Terrier oder
Deutsche Dogge.
Zur Information - flüchtet
ein Mensch aus Angst vor einem freilaufenden Hund und verletzt sich dabei, ist
der Hundehalter in vollem Umfang haftbar zu machen.
(OLG
Düsseldorf, Az.: 15 W 13/94 und AG Frankfurt, Az. 32 C 2314/99-48)
Hetzt ein Hund - egal
welcher Größe - Wildtiere oder Nutztiere, kann der Hundehalter zu Bußgeldern
und Schadensersatzansprüchen herangezogen werden.
(Bay.
OLG, Az.: 3 ObOWi 5/2002 und AZ: LG Bonn 8 S 81/05)
Beißen sich zwei
freilaufende Hunde, so trägt der Schadensverursacher die Kosten am anderen
Hund. Ist aber eines der Tiere angeleint
und wird von einem freilaufenden Hund verletzt, so zahlt der Hundehalter des
Freiläufers den gesamten Schaden alleine.
(Amtsgericht
Frankfurt, Az.: 32 C 4500/94-39)
Greift
ein Hundehalter in eine Beißerei ein und wird vom fremden Hund gebissen, kann
er Schadenersatz vom anderen Hundebesitzer verlangen.
(LG Nürnberg-Fürth vom 22. 9.1992,
Az. 13 S 6213/91; rechtskräftig)
Wenn
alle Beteiligten diese Regeln konsequent anwenden würden, wäre der "Showdown
im Wald" schnell vorbei und man könnte sich freundlich einen "Guten
Tag!" wünschen…