Dieser Satz gilt nicht nur für blind verliebte Paare vor der Hochzeit, sondern auch vor der Anschaffung eines Hundes.
Wir haben einen Sibirian wooly Husky und einen Englischen Setter aus dem wohl denkbar schlechtesten Grund - uns gefiel die Optik!
Gioya & Dayan / Foto (c) Schnaubert |
Im Handgepäck war bei Dayan ein unersättlicher Hunger, ein großes Schmusebedürfniss, ein sturer Dickschädel, der Hang zum dauernden Quasseln in Form von Knurren, Grollen, Fiepen, Piepsen und Quietschen sowie eine großartige, ruhige Ausstrahlung. Ach, und erwähnte ich schon mal, dass nordische Hunde großartige Jäger sind? Und jedes Signal nochmal hinterfragen mit "Und wieso sollte ich das jetzt tun?"
Gioya brachte ebenfalls riesigen Hunger mit, dazu einen extremen Drang zum Hetzen und Beute machen, passend dazu einen Hochgeschwindigkeitskörper mit Hyper-Raketenantrieb, zum Glück aber auch einen großen "will to please", also das Bedürfniss, dem Menschen gefallen zu wollen und riesiges Interesse an Ersatzbeute, also Spielzeug.
Das macht das Lenken des Jagdverhaltens deutlich leichter als bei Dayan, bei dem gibt es nämlich keinen Lenker. Nur ein "aufmerksamer und schneller sein" als der Hund. Ansonsten ist er auf und davon. Nur knappe hundertfünfzig Meter, er hat ja Rücken (und dann war er doch mal weg >> "Das passiert mir nicht!") . Aber diese durchaus verdammt schnell!
Jetzt haben wir den kleinen Vorteil, Hundetrainer zu sein - ich glaube, ich erwähnte es schon irgendwo mal. Wir haben also einen riesigen Werkzeugkoffer an Möglichkeiten (und diverse Leinen) zur Verfügung, um unsere Hunde zu trainieren und auszulasten.
Wir wissen auch, was zu tun ist, wenn sich Probleme einstellen - und glaubt mir, auch wir haben schon mal Probleme mit unseren Hunden! Ganz in Echt jetzt. Schließlich sind wir auch nur Menschen und sie sind nur Hunde.
Was mich zurück zum eigentlichen und erst genannten Punkt bringt - die Optik, also die schicke Verpackung, in der so ein Hund daher kommen kann. Wer sich nur auf die Optik eines Hundes einlässt statt auf sein Wesen und ihn kauft, weil er "so hübsch" ist, der erlebt spätestens nach wenigen Wochen eine böse Überraschung!
Genau aus diesem Grund haben wir keinen Alaskan Malamute und keinen Australien Shepherd, keinen Belgischen Malinois oder einen Working Cocker Spaniel genommen.
Die passen auch prima in unser Beuteschema - aber wir wissen, wir werden ihnen nicht gerecht. Oder anders ausgedrückt - die sind uns echt zu anstrengend.
Der Border Collie, so hübsch, und oft sooooo anstrengend... / Foto (c) Martina Hiller |
Ähnliches höre ich auch bei diversen anderen Rassen wie dem Belgischen Malinois oder Schäferhunden aus Leistungszuchten, Jagdhunden wie dem Weimaraner oder dem Vizsla, auch Setter gehören dazu, Herdenschutzhunde, Hovawarte und Terrier aller Typen.
So süß, wenn sie schlafen / (c) Landgrafe |
Hunde wurden einmal für bestimmte Aufgaben gezüchtet, wie Vieh treiben und hüten, Höfe, Häuser und Geldboten bewachen, bei der Jagd helfen oder Lasten ziehen.
Dazu wurden meist die fähigsten Hunde miteinander verpaart, sodass sich die gewünschten Eigenschaften noch besser und stärker zeigten und die neue Generation "Arbeits-Hund" noch leistungsfähiger war.
Das wird heute oft vergessen oder erst gar nicht gewusst.
Ich glaube, viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren. Manche auch zu ihrem Großhirn, wie mir manchmal scheint, wenn ich sehe, welche Hunde sie sich holen und was diese Tiere dann leisten sollen können müssen...
Da werde ich zum Beispiel gerufen, weil der Hund die Kinder grundlos beißt. Ja, wirklich total grundlos, wird mir glaubhaft versichert. Auf meine Frage, um welche Rasse es sich handelt und was genau die Kinder tun, bevor der Hund beißt, kommen dann Antworten wie "Australien Shepherd" oder "Border Collie" und "die Kinder rennen".
Hach ja, klar, ein Hüte- und Treibhund beißt dann ganz grundlos... nennt man auch "Fersenbiss" und ist angezüchtet, gewolltes Verhaltens-Erbgut zum Schafe und Rinder treiben. Normales Verhalten, nicht böse, ausgelöst durch die schnellen Bewegungen der Kinder, die der Hund zusammentreiben möchte.
Aber er wurde doch eigens als Spielkamerad für die Kinder angeschafft, wie man ihm das denn möglichst schnell abgewöhnen könnte...? Grmpf!
Andere Hundehalter können so gar nicht verstehen, wieso ihr Hovawart keinen Besuch reinlassen will und erstmal an die Wand stellt. Das ist ja bei einem eigenständigen, für das Bewachen von Höfen gezüchteten Hund auch völlig verwunderlich... *Ironie aus*
Ebenso wie es manche Halter von Herdenschutzhunden merkwürdig finden, dass ihre Hunde bei einsetzender Dämmerung hochwachsam werden und plötzlich jeden als Feind betrachten - was ebenfalls in ihrer Natur liegt, denn bei Dämmerung kommen schließlich die Fressfeinde aus den Wäldern, die Herden bedrohen und abgewehrt werden müssen.
Dass am Grundstück vorbeigehende Menschen nicht die Absicht haben, Herrchen und Frauchen zu verspeisen, ist diesen Hunden egal - gewollt hinein gezüchtetes Verhaltens-Erbgut sorgt für ihre kompromisslosen Reaktionen!
Husky Dayan / Foto (c) Schnaubert |
Und ich spreche nicht von den blödsinnigen Vorurteilen wie "ein Husky muss täglich 20 Kilometer rennen" oder "ein Hütehund muss den ganzen Tag beschäftigt werden".
Aber ich sage durchaus, ein Husky braucht ebenso wie jeder andere Hund Beschäftigung, je nach individueller Neigung. Laufen gehört dazu, ist aber nicht alles in seinem Leben!
So wie mein Setter jagen und rennen dürfen muss, um glücklich und ausgelastet zu sein, das Ganze als Ersatzhandlung über Spielzeug aufgebaut. Dennoch braucht sie auch etwas Kopfarbeit.
Über gezieltes Training kann ich die Eigenschaften, die mein Hund mitbringt, verstärken oder etwas abschwächen, aber niemals ganz ausradieren.
Gioya, Jagdrakete / Foto (c) Schnaubert |
Nichts ist schlimmer, als unglückliche Menschen mit einem unglücklichen Hund, bei denen nur noch eine Trennung Linderung bringen kann ...
P.S.: Ich finde es echt gemein und in meinen Augen mehr als unfair (andere Begriffe müsste ich grad piiiepen!!), dass so mancher "Züchter" Ersthundehaltern Welpen von Rassen verkauft, mit denen sie gar nicht zurecht kommen können und ihnen weismacht, das sind tolle Familienhunde!
Ohne zu prüfen, ob das gutgehen kann und wie viel Ahnung die "neuen Hundeeltern" von Hunden allgemein und dieser Rasse im Speziellen haben.
Nur um Geld zu machen, denn das hat nichts mit "Zucht" und "Liebe zur Rasse" zu tun!
Diese Menschen glauben, was ihr ihnen sagt und es folgen viele Enttäuschungen und Tränen, bis sie sich entweder mithilfe eines guten Hundetrainers durchkämpfen oder den Hund aus Überforderung abgeben müssen.
Schämt euch und erstickt an der Kohle!
So, das musste mal raus!