Dienstag, 6. November 2018

Warum ich dazu stehe, eine "Hunde-Mama" zu sein

Fangen wir einfach mal ganz vorn an - beim Wolfsrudel in der Natur.

Kuschelzeit / (c) Kühnen
Mama und Papa Wolf sind die Anführer und bilden in der Regel zusammen mit ihren Kindern das Rudel.
Ab und zu wandert jemand ab oder kommt dazu.

Es gibt klare Regeln für das Zusammenleben, die meist sehr liebevoll, aber konsequent und sehr deutlich über viel Mimik und Körpersprache durchgezogen werden.

Ernste körperliche Auseinandersetzungen sind eher die Ausnahme. Die Wolfskinder folgen den Eltern, weil diese wissen, wie das Leben funktioniert und sie souverän durch die Welt führen.

Schnitt, Wechsel - Mensch-Hund-Beziehung.
Im Idealfall folgt mir mein Hund, weil ich ihn souverän durch die merkwürdige menschliche Welt führe, ihm Schutz, Sicherheit, Nahrung und soziale Komponenten wie Spiel und Kuscheln biete und weiß, wie das Leben für ihn funktioniert, ohne dass er unnötig in Stress gerät oder Entscheidungen treffen muss, die er eigentlich nicht treffen kann, weil er die möglichen Folgen nicht sieht.

Also bin ich Hunde-Mama.
Ich gebe die Regeln vor, ich führe meine Hunde, ich beschütze sie vor anderen Hunden oder aufdringlichen Menschen. Ich jage mit ihnen, natürlich spielerisch, suche Spuren ab, finde Essbares und teile es mit ihnen, zeige ihnen interessante Dinge und setze hier und dort wenn nötig auch mal eine klare Grenze.

Immer dabei / (c) Cockxs
Ich sorge für ihre Nahrung und ihr Wohlergehen, ich spüre, wenn es ihnen nicht gut geht und achte auf ihre Gesundheit.
Wenn sie krank sind, leide ich mit ihnen, tröste und päpple sie wieder auf, halte Pfötchen oder den Kopf und erzähle ihnen, wie lieb ich sie habe und dass alles gut werden wird.

In für sie merkwürdigen Situationen bin ich ihr kleines Leuchtfeuer, das ihnen den Weg weist, das zeigt, wie und wo die Wege oder Auswege sind und dass mit mir gemeinsam alles gut geht.
Ich entscheide, wann ich Situationen regle und wann sie Dinge selbst regeln dürfen.

Ich erwarte, dass sie mich fragen, bevor sie eigene Entscheidungen draußen treffen und ich erwarte ebenso, dass sie meine Entscheidungen akzeptieren und entsprechend handeln.
Oder wenn sie eigenmächtig handeln, dass ich dann trotzdem ein Wörtchen mitzureden habe und sie mich auch wahr- und ernst nehmen.
Wir lernen gemeinsam, wie das am besten geht, und das ist in der Regel konsequentes Handeln auf einer hundeverständlichen und fairen Basis, inklusive dem Nutzen von Hilfsmitteln wie Geschirr, Schleppleine, Pfeife, Futter und Spielzeug.

Und abends liegen wir beieinander, manchmal auf Abstand, manchmal eng zusammen gekuschelt und genießen die Nähe und Wärme des jeweils anderen.
Weil wir zusammen gehören.

So müde ... / (c) Landgrafe
Weil sie nicht "die Hunde" sind und ich "das Frauchen" bin.
Wir sind Freunde, ein gemischt-rassiges Rudel, wenn man so will, eine Patchwork-Familie.
Wir leben gemeinsam auf einer freundschaftlichen Basis mit klaren, fair umgesetzten Regeln.

Weil mir meine BEziehung zu meinen Hunden so wichtig ist, und nur auf einer guten BEziehungsgrundlage kann erfolgreiche ERziehung stattfinden.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich ist meine Devise.

Sie müssen keine Vorführobjekte sein, nur weil ich zufällig Hundetrainer bin.

Sie sind alltagstauglich, rüpeln nicht herum, sind freundlich zu Menschen, hören meistens auf "Stopp!" und "Hier!" - manchmal auch nicht, aber sie lassen sich zurückrufen, bzw. sind innerhalb weniger Augenblicke wieder bei mir, wenn es sie doch mal "gepackt" hat, das Jagdfieber.

Ich kann sie überall mit hin nehmen, sie verhalten sich ruhig - was will ich mehr?

Meine Hunde müssen nicht perfekt sein.
Aber auf ein paar Dinge bestehe ich im Zusammenleben, weil sie überlebenswichtig in unserer Welt voller Menschen und Straßen und Autos sind.
Im Zweifel setze ich auf Netz und doppelten Boden, sprich guter Sicherung des Hundes bei guter Übersicht über die Umgebung und Situation.

Und wenn doch mal was schief geht, suche ich mir eine ruhige Ecke und dann atmen wir anschließend gemeinsam durch. Ich gebe den Hunden keine Schuld. Auch wenn ich sie dann schonmal leise mit "Du Arsch!" oder "Du blöde Kuh!"anmoppere. Motzen ist ein besseres Ventil als eine Abreaktion am Hund für ein "Fehlverhalten", finde ich.

Denn wenn sie sich "fehlerhaft" verhalten, war das meine Schuld - weil ich sie nicht genug beschützt, gesichert oder angeleitet habe, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen.

Schließlich ist niemand perfekt - weder ich, noch meine Hunde...
Wir sind ein Team, eine Familie, Freunde / (c) Landgrafe