Mittwoch, 6. Dezember 2017

Lehrerkinder oder Mein Essen gehört mir. Manchmal. Eigentlich...

"Fach ma, finnstu?", entfleucht es mir ärgerlich mit vollem Mund und ich schubse heftig meinen dickfelligen Husky einen halben Meter zurück. Der macht sich extra schwer, schnauft, legt die Ohren an, schiebt seine Zuckerschnute nach vorn und versucht, mit extrabreiter Zunge mein Gesicht zu erwischen - und vielleicht noch einen Krümel Stuten, den ich mir gerade hastig in den Mund gestopft habe, bevor er ihn erwischen konnte.
Du hast Essen - rück raus! / Foto (c) Landgrafe

"Lehrerkind", würden meine Freunde jetzt grinsend einwerfen. Ja, stimmt schon.
Ich sag's euch ganz ehrlich - wir lassen bei unseren eigenen Hunden Sachen durchgehen, die ich keinem Kunden empfehlen würde. Und wir sind oft recht nachsichtig beim Grenzen setzen.
Aber was zu viel ist, ist zuviel.

Mein Essen ist MEIN ESSEN, so! Und da schubse ich auch mal. Oder klopfe sacht mit den flachen Hand auf die Hundenase, die sich witternd über die Tischkante Richtung Teller schiebt.
Oder rufe ein empörtes "Ey! Meins! WAGE ES DICH!"

Na klar wissen meine kleinen Monster, dass vom Tisch klauen verboten ist. Aber wenn man doch nur mal eben zum Antesten drüber leckt... Bäh!
So sichert man Ressourcen, sagte mal eine Trainerkollegin, einfach anlecken, meins, gesichert, haha!
Dayan leckt zum Beispiel liebend gern Teller von unten an, die zu nah an der Tischkante stehen.

Oder er versucht es mit Präsenz und Hypnose... Bei meinem Mann klappt das super und ich habe beschlossen, dass streng sein deswegen einfach keinen Sinn macht.
Das willst du doch nicht wirklich alleine essen, oder? / Foto (c) Landgrafe
Ich teile also auch oft, aber zu meinen Regeln.
Das heißt, es wird nicht gedrängelt, die Hunde haben sich nicht gegenseitig anzuknurren, um über den Verbleib meines Essens zu diskutieren - vor allem nicht, wenn ich in der Mitte dazwischen sitze!
Wer brav wartet, bekommt zwischendrin einen kleinen Happen mit Ansage, wer gerade dran ist.

Da zählt auch die Katze dazu, die dann mal sanft pfötelnd auf meinem Arm anmerkt, dass sie seit rund siebzehn Jahren bei uns wohnt und ebenfalls gewisse Rechte hat. Die mag natürlich nur bestimmte Sachen und ich muss aufpassen, dass nicht doch einer der Hunde schneller ist...
Klappt ganz gut.
Meistens.

Da waren es schon zwei... und ja, ich diskutiere gerade! / Foto (c) Landgrafe
Jetzt wird der eine oder andere schlaue Mensch vielleicht anmerken - "Entschuldigung, seid ihr beide nicht Hundetrainer? Das müsst ihr doch lösen können!"

Äh, ja.
Quasi könnten wir das. Theoretisch kann ich praktisch alles! 😁
Zum Beispiel mit intensivem Deckentraining. Haben wir bei beiden Hunden noch nicht gemacht. Okay, ein Mal bisher, weil es mir mittlerweile echt auf den Keks geht, dass die Hunde selbigen ständig von mir klauen wollen, und ich werde das Training auch weiter durchziehen.

Fakt ist, wir haben uns dran gewöhnt und wenn die Hunde zu dreist werden, oder die Katze, dann gibt's eine klar gesetzte verbale oder körperliche Grenze, und gut ist.

Ob die das verstehen? Na klar doch!
Ob das fair ist? Hm. Ich finde schon. Wenn ein Hund etwas leckeres findet und fressen will, und ein anderer kommt dazu, dann trainieren die auch nicht vorher, was zu tun ist und wie man das Ganze möglichst diplomatisch lösen könnte. Da werden Ansagen gemacht und klare Grenzen gesetzt, Punkt, aus die Maus!

Meins ist dann meins und wer nicht hören will, muss fühlen - oder einfach schnell genug sein.
Oder wirklich liebevoll-dreist.
Darin ist besonders Husky Dayan super.
Noch vor drei Tagen, als ich eine große, lecker belegte Brotscheibe in der Hand hielt und oben reinbeißen wollte, klackten zeitgleich seine Zähne fast unten ins Brot rein. Ich war einen Sekundenbruchteil schneller und mein Mann klatschte lachend Beifall.

So kann man es eben auch sehen - die Hunde trainieren unsere Reflexe, jawoll!

Komm schon, lass rüberwachsen - Pizza ist gesund, ist doch Gemüse drauf! / Foto (c) Landgrafe

Plädiere ich hier dafür, Hunde vom Tisch zu füttern?
Nein, absolut nicht.

"Menschenessen" hat meistens zu viele Kalorien und / oder Gewürze und ist tatsächlich nicht das gesündeste Futter für Hunde. Zudem gibt es auch einige Zutaten wie diverse Gewürze, Gemüse wie rohe Tomate, Aubergine, Kartoffel oder Paprika, Schokolade / Kakao, Macadamia-Nüsse, Trauben / Rosinen oder Zuckerersatzstoffe, die dem Hund ernsthaft schaden können. 
So ist Xylit / Birkenzucker bereits in geringen Mengen absolut tödlich für Hunde!

In entsprechender Menge und Häufigkeit macht Menschenessen dick, schlechte Zähne, kann weitere Krankheiten verursachen wie Diabetes und erzieht zu schlechte Tisch-Manieren.
Meistens muss man die "verbotenen" Leckerbissen von der regulären Mahlzeit abziehen, damit der Hund das Gewicht hält.

Man sollte nur für sich überlegen, ob man einen bettelnden Hund dramatisch findet - dann sollte man in jedem Fall intensiv trainieren, dass er nicht am Tisch bettelt. Und zwar fair trainieren - Hunde betteln nämlich nur dann, wenn sie immer wieder Erfolg dabei haben!

Oder man findet es nicht so schlimm, teilt nur ungefährliche Nahrung, achtet auf die schlanke Linie der Hunde und lebt mit kleinen Pfützen neben dem Tisch und Sabbertropfen auf der Hose.
So wie wir...