Ein Satz, der mich innerlich erstarren lässt.
Es ist Ende September 2015 und unser bester Freund ist seit wenigen Tagen tot. Wir sind immer noch unter Schock. Wir trauern und in unseren Herzen prangt ein großes Loch.
Kriegt ihr jetzt 'nen Neuen...
Ja, ich verstehe die Frage inhaltlich.
Sie ist ja auch nicht böse gemeint.
Schließlich kommt sie von jemandem, der keinen Hund hat, nie einen hatte und somit auch nicht verstehen kann, dass es nicht so einfach "einen Neuen" geben kann.
Einen Neuen ... als handele es sich um einen Fernseher oder eine Waschmaschine.
Was soll ich darauf sagen? Auf diese für mich echt pietätlose, herzlose Frage?
Dein Opa ist tot - oh, suchst du dir jetzt nen Neuen?
Ty, gegangen im September 2015 ... / (c) Landgrafe |
Schließlich verstehen Menschen, die keine Haustiere haben, den Schmerz und die Trauer nicht, die man empfindet, wenn eine geliebte Seele von uns gegangen ist.
Es gibt ja genug "Neue" als Ersatz, im Tierheim oder beim Züchter oder auf Ebay...
Oberflächlich betrachtet hat dieser Mensch ja sogar Recht, es sind so viele, die auf ein neues Zuhause warten, zu viele, um sie alle retten zu können.
Und ja, ich kann mir ein Leben ohne Hund absolut nicht mehr vorstellen.
Und dennoch - einfach so "einen Neuen" wird es nicht geben. Nicht so, wie dieser Mensch sich das denkt.
Jedes Tier hat eine Seele und eine Persönlichkeit, die man nicht einfach so ersetzen kann.
Man kann einer neuen Seele und Persönlichkeit die Tür öffnen und Raum geben, ihr ein anderes Stück seines Herzens öffnen. Aber man kann keinen einzigen von ihnen ersetzen. Nicht einfach so, wie man ein Möbelstück ersetzt.
Einen Neuen ...
Ja, natürlich gibt es Neuzugänge, bei uns waren es zwei. Und jeder von ihnen ist so völlig anders als "Ty" es war und so individuell und einzigartig im Wesen und Verhalten. Jeder ist für sich ein großartiges Wesen und es wird eines Tages wieder so schrecklich werden, wenn sie uns verlassen müssen.
Ich sag's Euch ehrlich - es trifft mich auch immer wieder, wenn einer meiner Kundenhunde geht. Auch wenn mir Kollegen deswegen schon mangelnde Professionalität vorgeworfen haben.
Aber ich hab sie alle im Herzen, weil ich mich auf sie einlasse, auf ihre Persönlichkeit, ihre Seele.
So wie der Labradoodle-Welpe, der einen Impfdurchbruch erlitt und solche epileptischen Anfälle bekam, dass er mit nur 4 Monaten erlöst werden musste.
Wie die Pointerhündin "Taissa", die ich rund zehn Jahre lang kannte und die im Januar ging.
Oder dieser tolle altdeutsche Schäferhundrüde "Lobo", der viel zu jung durch einen Tumor gehen musste.
So wie der alte Labrador "Lucky", der erst vor zwei Tagen ins Licht ging und den ich rund acht Jahre begleiten durfte. Er war ein gute Freund von unserem "Ty" und ich hoffe, die beiden spielen jetzt wieder zusammen im Regenbogenland.
Jeder dieser Nachrichten tut mir im Herzen weh.
Weil ich diese Hunde sehe als das, was sie sind - nicht nur "ein Tier", sondern eine fühlende freundliche charakterstarke Seele, die mit der meinen in Verbindung getreten ist.
Und eines werden ich keinen dieser Menschen fragen:
"Kriegst du einen Neuen?"
Aber ich werde mich freuen, wenn sie wieder einen vierbeinigen Freund finden, dem sie ihr Herz öffnen können...