Montag, 11. Dezember 2017

Rassismus - oder Der kann das nicht!

Pelayo hat gefunden!
Es ist Mantrailing-Zeit und ich warte auf einen Schnupperkunden.

Die Frau ist super nett, scheint mir aber ein wenig unsicher zu sein. Das sage ich ihr und frage, was denn der Grund dafür ist.
Sie antwortet: "Man hat mir gesagt, mein Hund kann das nicht."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und frage: "Wieso sollte er das denn nicht können?"
"Na, es ist ein Galgo. Alle haben gesagt, Galgos können nicht trailen."

Ich sag's euch ganz ehrlich und in aller Deutlichkeit - solche blöden Vorurteile kotzen mich an!
Es ist ein Hund, er hat eine funktionierende Nase, also kann er sie auch benutzen.

Natürlich braucht ein Sichtjäger einen anderen Ansatz, um das 'neue Spiel' zu verstehen und es sinnvoll zu finden. Aber nach dem dritten kleinen Versuch startete "Pelle" durch und seitdem trailt er voller Freude - sicher, effizient und bei jedem Wetter, obwohl er Regen und Schnee wirklich nicht mag und es sich Zuhause drei Mal überlegt, ob er wirklich mal raus muss.
Beim Trailtraining steigt er aus und arbeitet - Punkt. So wichtig ist ihm diese Sache.
Zudem haben sich viele kleine Unsicherheiten und Ängstlichkeiten, die er mitbrachte, in Luft aufgelöst.

Vivi macht Pause
Trailen macht selbstsicher, bringt Freude und artgerechte Auslastung. Es macht rechtschaffen müde und zufrieden, wie jede Form der Nasenarbeit.

Wenn man nach der Meinung anderer Leute ginge, dann könnte gut die Hälfte meiner Mantrailer gar nicht trailen.  
 Die Hunde sind zu dick, zu dünn, zu alt, zu krank, zu ängstlich, zu aggressiv, zu behindert, zu jung oder eine Rasse, die ja gar nicht trailen kann.
Wie gut, dass Hunde unsere Worte nicht so wirklich richtig verstehen können...

 Ich habe in den letzten fünf Jahren so oft erleben müssen, dass Hunde diskriminiert werden, auch von Trainern, leider.

Angstmaus Milla war eine der ersten "Problemhunde", mit denen ich getrailt habe. Laut Tierschutz war sie eigentlich unvermittelbar und würde niemals im Leben den Menschen vertrauen lernen. Hundetraining - undenkbar!

Milla hat die Person hoch oben gefunden
 Heute trailt sie durch den Landschaftspark Duisburg und wir haben bei "26 Personen", die sie streicheln dürfen, aufgehört zu zählen. Es sind mittlerweile einige mehr.

Da war Neva, die Schäferhündin mit der Bandscheiben-OP und dem Herzsschrittmacher - niemand wollte mit ihr arbeiten und ich frage mich bis heute, warum nicht.
Eine so großartige, freundliche Hündin mit diesem ausgeprägten Findewillen und Freude an der Arbeit. Sie durfte bis zuletzt, rund eine Woche bevor sie ins Licht ging, angepasste kleine Trails bei mir laufen.

Und ihr Hundekumpel Lobo, bei dem ich Frauchen am Anfang aus 30 Metern Entfernung mit Funkgerät coachen musste, weil der hübsche Altdeutsche Rüde solche Angst vor Menschen hatte.
Dieser wunderbare Kerl wurde so selbstbewusst durch das Trailen, dass er kaum noch Probleme im Alltag zeigt und fast überall konzentriert arbeiten kann.

Wilma mit Orthese unterwegs
Wilma mit ihrer Orthese, die grinsend zum Start gehoppelt kommt und tagelang nach ihrem "Einsatz" noch gut gelaunt ist und besser läuft.

Vivi, die aufgrund von Übergewicht und Erkrankung keinen Spaß mehr an Bewegung hatte und jetzt sogar kleine Strecken gallopieren will, weil sie so viel Freude an der Suche hat.

Seniorengymnastik für die Paralympische Gruppe nenne ich die Arbeit für diese Hunde liebevoll.

Erst gestern las ich in einer Diskussionsgruppe von einem Trainer, der überlegt, ob er einen Husky ins Training nehmen soll. Solche Hunde sind ja keine Familienhunde und was kann man mit denen schon machen?

Örgx! Sorry, aber wirklich ÖRGX!
Wieso werden Hunde immer wieder auf ihre Rasse oder Optik reduziert?

Zunächst einmal ist es ein Hund, dann kommt "Rasse Husky" und "Typ Sturschädel" und dann "individuelle Vorlieben und Stärken". Der Hund ist doch nun mal schon da, wieso will man ihn dann nicht trainieren? Oder traut es sich nicht? Bei Aggressionsverhalten würde ich es ja verstehen, da wäge ich auch jeden Fall ab, ob ich das leisten kann - aber nur weil der Hund ein Husky ist...?

Langhaar-Husky Dayan bei der Suche
 Mein Husky liebt es zu suchen, allerdings nicht das Mantrailing, sondern eher die Geruchsdifferenzierung oder Futtersuche. Das macht er freudestrahlend und hoch konzentriert. Er springt nie Leute an - aber mich, wenn ich die Geruchsprobe in der Hand halte und er weiß, gleich geht es los!

Andere Huskys machen Canicross oder Bikejöring, auch beim Agility oder Hoopers trifft man sie.
Mein voriger Hund "Ty", ein Malamute-Mix, war ein Meister-Trickser, wir haben sogar einen Pokal im Trickdog bekommen und eine Bronzeprüfung im Tricksen bestanden.

Wichtig ist doch, egal um welchen Hund und welche Rasse es sich handelt, dass man den Hund zunächst als Individuum ansieht, das Stärken und Schwächen hat.

Macht man sich die Mühe, die Stärken herauszufinden und auszubauen, leisten diese Hunde Großartiges, und zwar mit viel Freude am gemeinsamen Tun!

Natürlich haben die meisten Hunde rassespezifische Stärken, aber eben nicht alle gleich.
Nicht jeder Labrador will Dummytraining machen, nicht jeder Schäferhund will Schutzdienst machen und nicht jeder Cattledog muss Rinder treiben!
Cattledog Ebby nach der Nasenarbeit - platt!
Also liebe Leute, 
hört doch mal auf, 
nur auf die Verpackung zu schauen. 

Der Inhalt ist nämlich viel wichtiger!

Schaut doch einfach mal rein in die Motivation eurer Hunde - vielleicht werdet ihr überrascht sein, was ihr da so alles findet...



P.S.: Lobo hat unseren entlaufenen Husky getrailt und gefunden :) , Bericht hier. Ein Hund, von dem man sagte, aus dem wird nie was, weil er so ängstlich ist...

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Lehrerkinder oder Mein Essen gehört mir. Manchmal. Eigentlich...

"Fach ma, finnstu?", entfleucht es mir ärgerlich mit vollem Mund und ich schubse heftig meinen dickfelligen Husky einen halben Meter zurück. Der macht sich extra schwer, schnauft, legt die Ohren an, schiebt seine Zuckerschnute nach vorn und versucht, mit extrabreiter Zunge mein Gesicht zu erwischen - und vielleicht noch einen Krümel Stuten, den ich mir gerade hastig in den Mund gestopft habe, bevor er ihn erwischen konnte.
Du hast Essen - rück raus! / Foto (c) Landgrafe

"Lehrerkind", würden meine Freunde jetzt grinsend einwerfen. Ja, stimmt schon.
Ich sag's euch ganz ehrlich - wir lassen bei unseren eigenen Hunden Sachen durchgehen, die ich keinem Kunden empfehlen würde. Und wir sind oft recht nachsichtig beim Grenzen setzen.
Aber was zu viel ist, ist zuviel.

Mein Essen ist MEIN ESSEN, so! Und da schubse ich auch mal. Oder klopfe sacht mit den flachen Hand auf die Hundenase, die sich witternd über die Tischkante Richtung Teller schiebt.
Oder rufe ein empörtes "Ey! Meins! WAGE ES DICH!"

Na klar wissen meine kleinen Monster, dass vom Tisch klauen verboten ist. Aber wenn man doch nur mal eben zum Antesten drüber leckt... Bäh!
So sichert man Ressourcen, sagte mal eine Trainerkollegin, einfach anlecken, meins, gesichert, haha!
Dayan leckt zum Beispiel liebend gern Teller von unten an, die zu nah an der Tischkante stehen.

Oder er versucht es mit Präsenz und Hypnose... Bei meinem Mann klappt das super und ich habe beschlossen, dass streng sein deswegen einfach keinen Sinn macht.
Das willst du doch nicht wirklich alleine essen, oder? / Foto (c) Landgrafe
Ich teile also auch oft, aber zu meinen Regeln.
Das heißt, es wird nicht gedrängelt, die Hunde haben sich nicht gegenseitig anzuknurren, um über den Verbleib meines Essens zu diskutieren - vor allem nicht, wenn ich in der Mitte dazwischen sitze!
Wer brav wartet, bekommt zwischendrin einen kleinen Happen mit Ansage, wer gerade dran ist.

Da zählt auch die Katze dazu, die dann mal sanft pfötelnd auf meinem Arm anmerkt, dass sie seit rund siebzehn Jahren bei uns wohnt und ebenfalls gewisse Rechte hat. Die mag natürlich nur bestimmte Sachen und ich muss aufpassen, dass nicht doch einer der Hunde schneller ist...
Klappt ganz gut.
Meistens.

Da waren es schon zwei... und ja, ich diskutiere gerade! / Foto (c) Landgrafe
Jetzt wird der eine oder andere schlaue Mensch vielleicht anmerken - "Entschuldigung, seid ihr beide nicht Hundetrainer? Das müsst ihr doch lösen können!"

Äh, ja.
Quasi könnten wir das. Theoretisch kann ich praktisch alles! 😁
Zum Beispiel mit intensivem Deckentraining. Haben wir bei beiden Hunden noch nicht gemacht. Okay, ein Mal bisher, weil es mir mittlerweile echt auf den Keks geht, dass die Hunde selbigen ständig von mir klauen wollen, und ich werde das Training auch weiter durchziehen.

Fakt ist, wir haben uns dran gewöhnt und wenn die Hunde zu dreist werden, oder die Katze, dann gibt's eine klar gesetzte verbale oder körperliche Grenze, und gut ist.

Ob die das verstehen? Na klar doch!
Ob das fair ist? Hm. Ich finde schon. Wenn ein Hund etwas leckeres findet und fressen will, und ein anderer kommt dazu, dann trainieren die auch nicht vorher, was zu tun ist und wie man das Ganze möglichst diplomatisch lösen könnte. Da werden Ansagen gemacht und klare Grenzen gesetzt, Punkt, aus die Maus!

Meins ist dann meins und wer nicht hören will, muss fühlen - oder einfach schnell genug sein.
Oder wirklich liebevoll-dreist.
Darin ist besonders Husky Dayan super.
Noch vor drei Tagen, als ich eine große, lecker belegte Brotscheibe in der Hand hielt und oben reinbeißen wollte, klackten zeitgleich seine Zähne fast unten ins Brot rein. Ich war einen Sekundenbruchteil schneller und mein Mann klatschte lachend Beifall.

So kann man es eben auch sehen - die Hunde trainieren unsere Reflexe, jawoll!

Komm schon, lass rüberwachsen - Pizza ist gesund, ist doch Gemüse drauf! / Foto (c) Landgrafe

Plädiere ich hier dafür, Hunde vom Tisch zu füttern?
Nein, absolut nicht.

"Menschenessen" hat meistens zu viele Kalorien und / oder Gewürze und ist tatsächlich nicht das gesündeste Futter für Hunde. Zudem gibt es auch einige Zutaten wie diverse Gewürze, Gemüse wie rohe Tomate, Aubergine, Kartoffel oder Paprika, Schokolade / Kakao, Macadamia-Nüsse, Trauben / Rosinen oder Zuckerersatzstoffe, die dem Hund ernsthaft schaden können. 
So ist Xylit / Birkenzucker bereits in geringen Mengen absolut tödlich für Hunde!

In entsprechender Menge und Häufigkeit macht Menschenessen dick, schlechte Zähne, kann weitere Krankheiten verursachen wie Diabetes und erzieht zu schlechte Tisch-Manieren.
Meistens muss man die "verbotenen" Leckerbissen von der regulären Mahlzeit abziehen, damit der Hund das Gewicht hält.

Man sollte nur für sich überlegen, ob man einen bettelnden Hund dramatisch findet - dann sollte man in jedem Fall intensiv trainieren, dass er nicht am Tisch bettelt. Und zwar fair trainieren - Hunde betteln nämlich nur dann, wenn sie immer wieder Erfolg dabei haben!

Oder man findet es nicht so schlimm, teilt nur ungefährliche Nahrung, achtet auf die schlanke Linie der Hunde und lebt mit kleinen Pfützen neben dem Tisch und Sabbertropfen auf der Hose.
So wie wir...





Mittwoch, 22. November 2017

Tod im Wald oder Manche Menschen machen mir Angst

Vor einer Woche berichtete mir eine Kundin, dass der Hund ihrer Freundin auf einem Waldweg totgefahren wurde. Ein Angestellter eines ortsansässigen Energieunternehmens sei mit seinem Fahrzeug sehr schnell über den Waldweg gebrettert und habe den Hund zu spät gesehen. Das Tier war zum Glück sofort tot und musste nicht leiden.

Ich sag's euch ganz ehrlich - das macht mir Angst!
Natürlich könnte man jetzt sagen, das ist ein trauriger Einzelfall. Leider falsch.

Mein Mann hat vor knapp fünf Wochen besagtes Energieunternehmen angerufen, um sich über einen Fahrer zu beschweren, der auf dem öffentlich zugänglichen Betriebsweg des Unternehmens, der von vielen Spaziergängern mit und ohne Hund gern genutzt wird, ebenfalls sehr schnell an ihm vorbei gerauscht war. Mein Mann konnte so gerade noch beide Hunde und seinen eigenen Hintern auf den schmalen Seitenstreifen am Weg schieben und wurde beinahe noch vom Außenspiegel gestreift.

Und auch mir ist es schon mehrfach passiert, auf besagtem Betriebsweg, mitten im Wald und auf für den Normalverkehr gesperrten Straßen zwischen Wiesen und Feldern, und nicht nur von diesem Unternehmen, sondern auch von Forstbeamten, Jägern und "Otto-Normal-Autofahrern"!

Auf dem Betriebsweg hatte ich die Hunde angeleint und der Fahrer machte keine Anstalten, abzubremsen, als er uns sah. Da mein Setter ein Quirlchen ist und an der Flexileine rennt, hab ich gepfiffen und sie kam auch sofort zu mir.
Dennoch musste ich, um sie zu schützen, mitten auf dem Weg stehenbleiben, damit der Fahrer nun doch mal die Bremse antippt. Das tat er sichtlich genervt, doch da er mich nicht über den Haufen fahren wollte, musste er notgedrungen wirklich anhalten. Und ich habe in aller Ruhe mich und meine Leinen samt Hunden dran sortiert, auf den Seitenstreifen bugsiert und dann durfte der gnädige Herr auch weiter fahren.

Ein weiteres Mal kam ich gerade aus diesem Weg heraus, davor befindet sich eine Kurve. Das heißt, der Weg ist nicht sofort zu sehen. Dieser Fahrer musste eine Vollbremsung machen, sonst wären Gioya und ich beide unterm Reifen gewesen. Und ja, mein Hund war angeleint und hatte in diesem Moment keine zwei Meter Leine zur Verfügung. Reflexartig riss ich sie näher zu mir heran und es passte haarscharf.


Entspannt mit Beute voraus ... und plötzlich kam das Auto von rechts! / Foto (c) Landgrafe

 Auf einem Waldweg, mitten im Wald - wer rechnet denn da mit einem Auto, dass um die Kurve gebrettert kommt, als würde der Typ am Steuer in einer Aufholjagd die Ralley Paris-Dakar fahren?
Da rutscht einem das Herz ganz tief in die Hose!

Ich brüllte nur meinem frei laufenden Hund ein "STOPP!!!" hinterher und zum Glück blieb er am Wegrand stehen, während ich mit den Armen wedelnd auf den Fahrer zu rannte. Auch der musste abrupt bremsen, was auf einem feuchten Waldweg eher eine kleine Rutschpartie gleicht.
Da war meine Impulskontrolle gerade mal nicht vorhanden und der Mann durfte sich von mir sehr böse und sehr, sehr laute Schimpfworte an den Kopf knallen lassen.

In unserer Gesellschaft ist das Rasen offenbar ein Kavaliersdelikt. 
Akzeptieren kann und will ich das jedoch nicht!
Mit welchem Recht spielen diese Menschen mit dem Leben anderer - egal ob Mensch oder Tier?!? 

Wenn sie sich selber dabei umbringen, ist mir das herzlich egal! Da habe ich keinerlei Mitleid.
Mir ist es völlig egal, wieso dieser Mensch mit seinem Auto gerast und dann verunglückt ist. Klingt krass, aber das meine ich genau so, wie ich es sage!
Da kommen die dümmsten Ausreden zusammen, wie: keine Zeit, der andere hat provoziert, ist doch alles frei hier, der Weg ist halt kürzer, nachts ist doch hier eh keiner unterwegs - bla bla bla.

Wer außerhalb einer Rennstrecke rast, egal wo und bei welchem Wetter, und glaubt, er hätte sein Fahrzeug im Griff und könne sich deswegen erlauben, wie eine "angesengte Sau" zu fahren und müsse keine Rücksicht auf Andere nehmen - sorry! Kein Mitleid!

Leid tun mir alle anderen, die oftmals in diese Sache involviert und verletzt werden - Mitfahrer, Angehörige, Unfallgegner, an- oder totgefahrene Tiere...


Freilauf am Wald und Feldweg ... mittlerweile mit einem wachen Ohr und ungutem Gefühl / Foto (c) Landgrafe
 Es gibt so viele Beispiele, die wir bereits erlebt haben, wo wir nur von Glück sagen können, dass niemandem etwas passiert ist.

Liebe Leute, wieso gibt es eigentlich keinen Ego-Test in der Fahrschule? An dem man schon vorher messen kann, ob dieser angehende Fahrer oder die Fahrerin überhaupt menschlich, mental und emotional tauglich ist für einen Führerschein?!?

Besonders junge Männer scheinen sich immer wieder selbst oder Mädels oder ihren Kumpels beweisen zu müssen, was für großartige (Renn-)Fahrer sie sind. Sorry Jungs - alles was ihr damit beweist, ist eure geistige Beschränktheit und fehlende Reife!

Auch gestresste Mütter brettern manchmal wie irre durch dreißiger Zonen, nachdem sie soeben ihr Kind an der Schule oder im Kindergarten abgeliefert haben...

Männer mittleren Alters, die schon seit zwanzig Jahren unfallfrei fahren und deswegen alle Verkehrsreglen brechen dürfen, denn sie sind ja soooo tolle Autofahrer...

Leute - rasen ist nicht cool, lässig oder schick - sondern gefährlich und dumm, verantwortungslos und nicht akzeptabel, egal wo!

Fahre ich selbst immer genauso, wie es die Verkehrsregeln vorgeben?
Nö. Wer tut das schon?
Aber ich übernehme die Verantwortung und sch...e nicht auf das Wohl anderer!

In bekannt oder ausgeschildert wildreichen Gebieten fahre ich immer mit den Augen am Straßenrand und bei Dunkelheit noch langsamer.
Ich bin auch schon ausgeschriebene Forstwege gefahren, unerlaubter Weise, aber langsam.
Bisher haben mehrere Rehe, ein Wildschwein, drei Füchse und mehrere Katzen durch diese umsichtige Fahrweise überlebt.

Kann es trotzdem passieren? Natürlich! Und das ist schon schlimm genug.
Aber zumindest muss ich mir dann nicht den Vorwurf machen (lassen), es billigend in Kauf genommen zu haben...

Donnerstag, 16. November 2017

"Atme doch mal!" oder Geduld ist eine längst vergessene Tugend

Da stehen wir an der Straße - also ich und eine Kundin mit einem 11 Monate jungen Mixhund - im Dunklen, direkt gegenüber beginnt die blinkende und gut besuchte Fußgängerzone des Einkaufszentrums, und ich höre innerhalb von 3 Sekunden das vierte "Sitz!"

Hmpf. 
Ich melde mich leise zu Wort, erkläre, dass der Hund gerade sehr viele Eindrücke bekommt und sich erstmal sammeln muss, ehe er ein Ohr für Frauchen hat. 
Frauchen nickt, schaut auf ihren staunenden und wuseligen Hund - und sagt nachdrücklich: "Siiiiitz!" 
Äh ja ... nee ... och menno!


An der Straße gibt's viel zu bestaunen / Foto: (c) Landgrafe


Ich sag's euch ehrlich - ich glaube, in unserer schnelllebigen Zeit ist die Geduld verloren gegangen. 
Irgendwo zwischen dem ständig pling-machenden Smartphone, dem 24-Stunden-Internet und dem "noch-schnell-was-erledigen-müssen". Vielleicht liegt sie auch etwas verstaubt und mit kleinen Kekskrümelanhaftungen tief vergraben in einer Mantel- oder Handtasche. 

Wann genau ist das eigentlich passiert, frage ich mich manchmal. 
Wann wurden Erwachsene so ungeduldig und Kinder erst recht, weil die Erwachsenen es ihnen nicht mehr beibringen?
Alles muss immer schnell und sofort sein, am besten schon gestern und ohne Anstrengung. Und wenn das nicht klappt, schlägt einem oft Aggression entgegen, in Form von Drängeln, Schubsen und dummen Sprüchen, manchmal sogar durch Anbrüllen oder ernsthafte Handgreiflichkeiten.

Wenn Menschen schon so miteinander umgehen, wundert es mich wenig, dass Tiere ebenso und noch schlimmer behandelt werden, weil sie ja eben "nur" Tiere sind ... und dass es immer mehr Hunde mit mangelnder bis gar nicht vorhandener Impulskontrolle gibt, die frustriert und wütend bellen und schnappen, weil sie nicht sofort das Leckerli bekommen oder nicht zum nächsten Artgenossen hinrennen dürfen.

Ein Weltbild, das mir so gar nicht gefällt. 
Und meine Chance, etwas wieder gut zu machen - ich kann Menschen helfen zu erkennen, was da eigentlich gerade schief läuft - in ihrer Beziehung zum Hund, im Training und manchmal auch bei sich selbst. 

Ja, da schlucken manche schwer. Selbsterkenntnis ist nicht immer schön. Aber enorm wichtig, um sich weiter zu entwickeln und zu verbessern.

 
Training in der Fußgängerzone, anstrengend für Mensch und Hund / Foto: (c) Landgrafe


Wenn es dir niemand spiegelt und sagt, und zeigt - woher sollst du es wissen? Man ist selbst so oft in der Stress- und Zeitfalle gefangen und funktioniert nur noch, anstatt mal inne zu halten, zu atmen und zu sich zu kommen. 

Also übe ich mit meinen Kunden vor und in schwierigen Situationen das Atmen, und zwar tiiiief in den Bauch hinein und dann den Atem laut und lang rausfallen lassen - HACHHHHHhhhhhhh!*
Einige schmunzeln etwas verschämt, aber ich bestehe darauf und atmte laut mit. Und siehe da, Schultern werden lockerer und senken sich etwas, die ganze Körperhaltung wird etwas weicher (denn das Schmunzeln macht ja positive Gefühle) und dann merken die Kunden, manchmal etwas verwundert, dass ihr zuvor wuseliger, bellender Hund plötzlich auch ruhig wird und sich vielleicht sogar hinsetzt oder ablegt.

Also, liebe Hundemenschen - atmet doch bitte mal!
Wenn ihr ehrlich zu euch seid, dann stresst und überfordert es uns doch alle, diese "schnelle Gesellschaft", in der alles Zack-Zack gehen muss.
Sehnen wir uns nicht auch zwischendrin nach etwas Ruhe statt der Hektik? 
Also ich schon.

Was glaubt ihr, wie es euren Hunden dabei geht?
Stress überträgt sich. Ärger auch. Und wer gestresst ist, der ist auch schneller gereizt und dann wütend, wenn etwas quer geht. 
Da geht es Hunden ebenso wie uns Menschen.

Zeit ist etwas kostbares und ein Geschenk, wenn man sie weise nutzt. Also schenkt euren Hunden doch bitte ein wenig mehr Zeit, um zu schauen, zu beobachten und verdauen, was sie da an hektischer Welt sehen müssen. Um zu schnuppern und nachzudenken, um gesehenes und gehörtes einzuordnen und abzuhaken. 

Bitte zerrt sie nicht einfach weiter, weil ihr weiter wollt. Wenn ihr es eilig habt und sie eurer stimmlichen Aufforderung nicht folgen (können), dann schiebt sie doch sanft von hinten an und ermuntert sie, mit euch zu gehen.

Wiederholt nicht zehn Mal ein Kommando mit immer drohenderer Stimme und vorgebeugter Körperhaltung, wenn sie es schon beim dritten Mal nicht umsetzen können - weil sie zu aufgeregt oder abgelenkt sind. Wartet, bis sich die Aufregung etwas gelegt und der Hund sich entspannt hat - dann hat er auch wieder ein Ohr für euch.

Wenn sie gestresst bellen oder herum springen, legt doch mal eine Hand ruhig auf den Hund - nicht wuscheln oder streicheln - nur da sein, mit dem Hund sein - ATMEN! Runterfahren. Aus der stressigen Situation herausgehen.

Das kann man üben. Ruhe kann man lernen.


Klein-Nisha, völlig erschöpft vom Stadttraining, darf ausruhen... / Foto: (c) Landgrafe


Ich wünsche euch jedenfalls, dass ihr es schafft, etwas mehr Ruhe in euch und mit eurem Hund zu haben. Auch wenn es manchmal etwas stressig zugeht.
Denkt dran - atmen. Dann wird alles ein klein wenig leichter...


 *Danke an meine Kollegin Brigid Weinziger von denktier.at, die das im Webinar so schön vorgemacht hat.

Mittwoch, 1. November 2017

Belohnen ist prima, Bestechen ist blöd?

Man hört es immer wieder, auf die verschiedensten Arten.
Von "Ausbleiben der Strafe ist Belohnung genug!" bis hin zu "Immer reichlich Futter in den Hund".

Ich sag's euch ganz ehrlich - ich mache es "frei Schnauze". 
'Käse-Raptor' Dayan  / Foto (c) Y.Schnaubert

Wobei ich in jedem Fall fürs Belohnen bin. Manchmal auch fürs Bestechen, wenn es das Leben beider Seiten erleichtert.
Einfach nett sein finde ich halt besser als seinen Hund ständig zu korrigieren.
Wobei man manchmal halt einfach nicht nett sein kann, aber das ist ein anderes Thema.

Meine Hunde und ich, wir haben einen Deal.
Abends, wenn sie gemütlich herum liegen und nicht mehr so gern aufstehen wollen, und ich sie frage: "Hunde - Pipi machen?", dann rückt und rührt sich erstmal nix.

Och nööö, das geht noch, so dringend isset nich, ich lieg hier so gemütlich...

Also lautet mein zweiter Satz: "Hunde - Pipi machen - Keeeekse!"

Aber holla, was können die plötzlich fix die Treppe runter und nach draußen laufen - allerdings erstmal nur bis zu mir, um die Kekse abzustauben. Und damit sie sich nicht sofort wieder verkrümeln, werfe ich die Kekse in die Wiese und schließe die Tür hinter mir, keine Flucht nach drinnen möglich.
Dann kauen beide kurz, machen Pipi und wir gehen alle "Heia-machen" und sind zufrieden.

BESTECHUNG AM WERK! 
BOAH! 
BÖÖÖÖÖSE Frau Hundetrainer!!

Öhm - ja klar, aber als Teil einer angenehmen Vereinbahrung, so sehe ich das. Wieso um alles in der Welt soll ich abends mit meinen Hunden diskutieren, wenn es doch für beide Seiten so einfach und profitabel ist? Und es kostet mich nur 4 Worte und maximal 2 bis 4 Kekse, je nach Größe.
Fertig, alle glücklich. Aus die Maus.

Und ich besteche doch tatsächlich noch öfter!
Zum Beispiel meinen Setter, wenn ich sie nicht anleinen, aber dicht bei mir halten möchte, weil irgendwo ein Mensch mit Hund oder Hund ohne Mensch herum läuft und ich gern zügig dran vorbei oder in eine andere Richtung will.

Totaler Fokus auf's Spielie / Foto (c) Y.Schnaubert
Dann kommt Gioyas Spielzeug ins Spiel - im wahrsten Sinne!
Sie ist regelrecht süchtig danach (was einerseits großartig und andererseits gefährlich ist, dazu später mehr) und fokussiert nur noch ihr "Ding", egal ob Ball, Zergel, Kong oder Plüschtier.

Solange ich es in Händen halte und sie es sieht, rennt sie rückwärts vor mir her oder sitzt vor, sie hat kein Auge für ihre Umgebung.

Bestechung? 
Na, aber klar doch! Ich sage ihr schließlich körpersprachlich, dass gleich die wilde Wutz abgeht und sie das Ding hetzen, erbeuten und durch die Gegend tragen darf!
Ich muss weder rufen, noch anleinen (obwohl ich das je nach Situation natürlich mache) und habe eine strahlende Settermaus vor mir.
Manchmal ist es so einfach.
Gioya, mein Herzenshund / Foto (c) Y.Schnaubert
Wann wird Bestechung aber zum Problem?
Wenn der Mensch nicht weiß, dass er besticht und nicht belohnt.
Ich sehe oft genug Hunde, die sich erstmal vergewissern, ob ihr Mensch denn schon ein Guddie in der Hand hält, wenn er ruft oder etwas vom Hund möchte.
Und Hundi sagt deutlich: "Zeig mir erst den Keks - sonst mach ich gar nix!"

Daher ist es mir immens wichtig, meinen Kunden beide Methoden mit Vor- und Nachteilen zu erklären.
Einfache Formel: 
Erst die Leistung, dann der Keks = Belohnung!
Erst der Keks, dann die Leistung = Bestechung!
Wobei ich durchaus dafür bin, bei manchen Übungen zuerst zu locken / bestechen und dann ins Belohnen überzugehen.
Dazu muss man aber auch wieder wissen, dass Hunde nicht doof sind und gern noch ein bisschen warten, ob der Mensch nicht doch schon mal nach dem Keksi greift, wenn er sich einfach dumm stellt...

GEDULD ist da das Zauberwort, und kleine Schritte. Erst wenn der Hund sicher verstanden hat, was das neue Signal bedeutet, egal ob sprachlich oder körpersprachlich oder Pfiff, dann kann ich "verlangen", dass er das Signal auch ohne Herumwedeln mit einer halben Fleischwurst ausführt.
Aber Geduld ist so rar gesäht heutzutage... auch dazu später mehr.

Was ich damit sagen will - bestechen, locken und belohnen haben allesamt ihre Berechtigung - man sollte es nur in der richtigen Relation und aus der entsprechenden Perspektive betrachten.
Solange ich weiß, was ich da mache und welche Folgen es hat, ist doch alles entspannt, findet ihr nicht auch?

Genießer / Foto (c) Y.Schnaubert


 


Freitag, 29. September 2017

Abschied für länger ... ein trauriger Nachruf

Ty, Sommer 2010
Heute ist der Tag, vor dem wir uns fürchten. Von dem wir wissen, dass er traurig sein wird. Immer wieder. Jedes Jahr aufs Neue.

Du bist heute vor genau zwei Jahren ins Licht gegangen und du fehlst...

Wir denken oft an dich, können mittlerweile deine Bilder anschauen, ohne jedes Mal in Tränen auszubrechen. Nur nicht heute.

Die Erinnerung an diesen furchtbaren Tag verfolgt uns, bringt die alten Gefühle wieder hoch.

Die Erkenntnis, dass wir nichts mehr für dich tun konnten, außer dich von deinen Schmerzen zu erlösen.

Die unendliche Traurigkeit, die damit einhergeht, dich gehen lassen zu müssen und die Angst vor diesem Moment, in dem du deinen letzten Atemzug tun würdest.

Die Hilflosigkeit, weil es keinen anderen Ausweg mehr gab und der Schmerz, als du in unseren Armen lagst und selbst unsere Tierärztin in Tränen ausbrach, als der Augenblick gekommen war.

Der Moment, in dem du mir so tief in die Augen und meine Seele sahst und Abschied nahmst.
Es war der Moment, in dem mein Herz zerbrach und in tausend Splitter zersprang und ich nur noch weinen konnte und dich hielt und dir sagte, wie unendlich lieb ich dich habe.

Zwei ganze Jahre ohne dich.

Zoutelande 2015

Es gab tatsächlich Leute, die meinten, es sei eine Erleichterung für uns, dass du gegangen bist.
Ja, du warst kein einfacher Hund, dein ganzes Leben lang nicht.
Frühling 2013

Du hattest deinen eigenen Kopf und deine eigene Sicht auf das Leben.
Man hatte dir mehrfach schreckliches Unrecht getan und du hast Konsequenzen daraus gezogen.

Doch du hast uns nach und nach dein volles Vertrauen geschenkt und bist mit uns durch dick und dünn gegangen. Wir waren ein Team, ein tief verbundenes, eingespieltes Team.

Du warst unser größter Lehrmeister, hast uns immer wieder an den Rand unserer Belastbarkeit und unseres Wissens über Hundeverhalten und -training gebracht und uns darüber hinaus getrieben.
Dadurch haben wir so vieles von dir und durch dich lernen dürfen.

Danke, mein Freund, für alles.
Ich liebe dich noch immer.
Das wird sich auch nie ändern und ich hoffe, wir sehen uns eines Tagen wieder.


 
Trick Dog Contest Bronze - bestanden :) 
 
Outtakes - wir hatten so viel Spaß :)

Montag, 25. September 2017

Individuelles Training oder "Der Trainer hat gesagt, das macht man so!"

Joker in seinem Element

Ein viel gehörter Satz als Hundetrainer und Hundebesitzer, wenn es ums Training geht.
"Der hat gesagt, das macht man so!"
Und ich denke - na, da hat aber einer wieder nur halb zugehört. Denn "man" bedeutet eine Verallgemeinerung, und bei Hunden kann man nicht verallgemeinern, denn jeder Hund ist anders.
Ein Beispiel aus dem Mantrailing Training, wo die Hunde lernen, der Spur einer bestimmten Person zu folgen und diese zu finden. Meine Gruppe ist absolut unterschiedlich, was die Charaktere der Hunde betrifft. Da haben wir den Workaholic, den Sensiblen, die leicht Ablenkbare, die absolute Jägerin, den Stressvogel…
Würde ich alle diese Hunde gleich trainieren, gäbe es ein Problem - beim Workaholic würde zu viel Stress aufkommen, beim Stressvogel der bestehende Stress zu hoch werden und der Sensible hätte gleich gar keine Lust mehr zu trailen. Also gibt es für jeden Hund ein eigenes Startritual und eine eigene Arbeitsweise.
Start- und Endritual sind wichtig für den Hund, um zu wissen, wann er "im Job" ist und wann dieser endet. Gestartet wird das "Suchspiel", indem der Hund ein Geschirr angezogen bekommt oder (falls er immer im Geschirr läuft) ihm z.B. ein Halsband oder Halstuch angezogen wird. Beendet wird, indem man den Hund über Futter oder Spielzeug belohnt und diese Dinge wieder auszieht. 
Normalerweise, in der Regel… wenn es da nicht eben die unterschiedlichen Charaktere gäbe.
Ende der Suche - Absitzen und ruhig futtern
Der Stressvogel stresst sich beim Start enorm hoch, bellt, heult, hüpft und ist völlig von der Rolle. Keine Konzentration, nur endlich losrennen und finden wollen. Über diesen Stress überläuft er auch Abzweige und "verläuft" sich, was ihn noch mehr stresst.
Also behält er jetzt zunächst die ganze Zeit sein Arbeitsgeschirr an und wird nur vom Halsband ins Geschirr umgeklinkt. 
Er wird zügig an seine Aufgabe herangeführt und darf sofort loslaufen, ohne warten zu müssen. Seine Motivation ist hoch genug, dass ich ihn auch mal von der Spur abkommen lasse, wenn er zu schnell ans Ziel will. 
So lernt er, langsamer und konzentrierter mit seiner Nase zu arbeiten. Belohnt wird beim Finden ganz ruhig über viel Futter, damit er sich beruhigen kann.

Die Ängstliche braucht Ruhe während des ganzen Trails und Freiraum. Jeglicher Druck würde den Hund einschüchtern und in der Suche behindern. 
Also entscheidet sie selbst, wie schnell oder langsam sie sucht, wie nah sie an die Suchperson heran geht und wie sie belohnt werden möchte. 
Mal kann sie ihr Lieblingsfutter essen (wenn sie den Menschen schon kennt), mal möchte sie ruhig gestreichelt und gekrault werden (wenn sie den Menschen schon recht gut kennt) und bei Fremden möchte sie einfach im Abstand sitzen und zeigen und dann zügig zurück zum Auto.
Angstmaus Milla - gefunden, aber es war gruselig!
Der Sensible behält ebenfalls sein Trail-Geschirr die ganze Zeit über an, wird nicht umgeschnallt, da er immer ein Geschirr trägt, das Geschirr wird auch nicht nach jedem Trail umgewechselt.  Er darf einfach Spaß haben und suchen, momentan ohne Regeln, und bekommt eine Riesenfete beim Auffinden der "vermissten Person" über Futter, einen Dummy und viel Freude beim Hundeführer, Trainer und der Zielperson.
Würde ich ihn beim Suchen zu weit von der Spur abkommen lassen, hätte er schnell Frust und keine Lust mehr. Auch das ständige Umschnallen vom Laufgeschirr ins Arbeitsgeschirr ist für diesen Hund einfach zu viel und würde mit Arbeitsverweigerung quittert.
Der Workaholic bekommt ein ruhiges Startritual mit Absitzen, Geschirr anziehen, umklinken und Schwierigkeiten auf dem Weg, und er muss beim Finden vor der Person absitzen, ehe die Belohnung kommt.
Und die Jägerin muss ebenfalls beim Start ruhig sein, ehe sie Vollgas geben darf - sie sucht von sich aus konzentriert über ihre Nase und dabei lässt sie auch Wild außer Acht - und bekommt natürlich wieder eine Riesenfete beim Ankommen.
"Was für ein Durcheinander!", meinte jetzt noch eine junge Dame, die in mein Training hinein schnuppern wollte. "Mir hat man gesagt, man muss immer das Geschirr nachher ausziehen!"
Wobei wir wieder beim "man" und dem Verallgemeinern wären, was ich ihr auch zu erklären versuchte.
Es gibt nicht "das eine Konzept" im Training oder der Erziehung oder bei der Bewältigung von Problemen. Es geht immer um den einzelnen Hund, seinen Menschen und die Umgebung, in der beide leben und miteinander arbeiten.
Individuell die Aufgaben anzugehen ist kein Luxus, sondern ein Erfolgs-Prinzip. Wer Ihnen weißmachen will, er habe "das eine Konzept" für alles, bei dem sollten Sie vorsichtig sein.
So mag nicht jeder Erdbeerjoghurt - jeder würde ihn aber essen, wenn er dazu gezwungen würde oder keine andere Wahl an Nahrung mehr hätte. Ob demjenigen davon aber vielleicht schlecht wird, oder er allergisch reagiert, bliebe abzuwarten… und außerdem wäre es ja dann seine eigene Schuld!
Nisha - Freude pur beim Finden
So reagieren manche Trainer - wenn Ihr eingefahrenes Prinzip bei dem einen oder anderen Hund nicht klappt, heißt es schnell:  "Der Hund ist zu blöd oder stur", "Der gehört halt zu einer schwer erziehbaren Rasse" oder auch  "Der Halter ist zu blöd!".
Aber jeder Hund ist ein bisschen anders als der andere, und jeder Mensch auch. Und beide sollten das Recht auf ein speziell zugeschnittenes und angepasstes Training haben.
Wenn Ihnen also mal wieder jemand sagt: "Das macht man aber so!", können Sie getrost sagen:
"Wir machen es halt anders. Schönen Tag noch…"