Dienstag, 13. Februar 2018

Messe Jagd & Hund - zu viel Jagd, zu wenig Hund

Jagdhunde wollen jagen / (c) Schnaubert
Messen mit Hunden sind eigentlich nicht so mein Ding, und das aus zwei Gründen.
Der erste und wichtigere ist, dass ich zu oft gestresste und unfreundlich behandete Hunde sehe und mir dabei das Herz blutet.
Der andere Grund ist - es gibt meistens zu viel Tolles zu sehen und leider auch zu kaufen ...

Ich sag's euch ganz ehrlich - auf der Messe "Jagd und Hund" gab es leider zu viel ersteres und relativ wenig letzteres - das Fazit also zuerst - muss ich nicht noch mal hin!

Auf geht's... (c) Landgrafe
Aber fangen wir vorne an.
18,- Euro Eintritt finde ich noch ganz okay. Zusätzlich gab es am Anfang noch zwei Hallen "Fischen und Angeln", nicht so ganz meine Welt, da also erstmal nur durchlaufen.

6 Hallen waren belegt, jede mit einem anderen Themenschwerpunkt.

Es gab tolle Geländewagen mitsamt einem Parcours für Todesmutige zu bestaunen, mit und ohne integriertem Tarnungsaufbau wie hydraulischen Hochsitzen und Equipment drum herum.

Übers Dach hinweg... (c) Landgrafe
Hier gab es auch einen Showbereich, in dem unter anderem auch die Begleithunde und Jagdhunde bei der Arbeit vorgeführt wurden. Es wurden verschiedene Übungen gezeigt zum Thema Gehorsam, Stöbern und Apportieren.
Verschiedene Rassen zeigten ihr Können unter Ablenkung, und ich finde, die Hunde machten das echt toll.
Einige der Besitzer eher weniger.
Damit meine ich den Umgang mit den Hunden. Es gab durchaus welche, die liebevoll-konsequent gerabeitet haben, das fand ich wirklich toll anzusehen.
Wenn man genau hinschaute, sah man leider auch die Furcht einiger Hunde vor ihren Besitzern. Da genügte teilweise eine abrupt Gewichtsverlagerung in ihre Richtung oder eine kleine Handbewegung, und die Hunde duckten sich hastig zu Boden.
Gehorsamstraining (c) Landgrafe

 Beim Vorführen der "Down-Übung" (der Hund liegt im Platz mit dem Kopf zwischen den Pfoten am Boden) wurde ein Hund sehr unsanft korrigiert, indem der leicht seitlich abgelegte Kopf angehoben und in die richtige Lage gelegt... nee, gelegt kann man schon nicht mehr dazu sagen... heftig hingepackt wurde.
Aua. Armer Hund, blöder Besitzer! Dem hätte ich auch gern zur Korrektur das Köpfchen auf den Boden gedonnert! Mehrfach!! Nur um sicher zu gehen.

Ich gestehe - ich bin in solchen Situationen sehr emotional und wenig professionell. Unnötige Härte und Gewalt gegen Tiere macht mich halt wütend.

Das Schlimmste war aber ein Mann mit seiner schwarzen Hündin. Das arme Geschöpf war tot innerlich, seelenlose stumpfe Augen, mechanische lustlose Bewegungen, ein schreckliches Bild für mich. Diese arme Jagdhündin war wirklich zu einem Werkzeug degradiert worden, das funktionieren musste. Und wehe nicht!
Bei so etwas könnte ich heulen und möchte den Besitzer gern verhauen. Und ihm dann verbieten, jemals wieder in seinem Leben einen Hund halten zu dürfen. Solche Menschen verdienen keine Hunde!
Ich hoffe, das kosmische Karma greift hier irgendwann mal ein. You get, what you give.

Ich bin froh zu wissen, dass viele Jäger mittlerweile mit ihren Hunden zusammen arbeiten, statt sie so lange zu be-arbeiten, bis sie quasi willenlos auf Knopfdruck "funktionieren", aus Angst vor Strafen und Schmerz.

Greifvögel - wunderschön (c) Landgrafe

Dann die nächste Halle mit Bühne, auf der den ganzen Tag kleine Vorführungen stattfanden, wie z.B. die Greifvogelschau mit Falken, Bussarden, Eulen und Adlern - was sehr interessant war. Auch ein Frettchen war dabei, alles sehr nett und freundlich vorgestellt, mitsamt kleiner Flugvorführung.

Die Vorführung der verschiedenen Jagdhunderassen war zwar interessant, weil auch ich nicht alle Rassen auf dem Schirm hatte und ehrlich gesagt auch nicht alle sofort voneinander unerscheiden kann.
Die Handler, also die Hundeführer, schleiften allerdings ihre aufgeregten Hunde meist recht unsensibel über die Bühne im Kreis, ohne ihnen ein wenig Zeit und Raum zu geben, um sich umzuschauen und mit der Situation klar zu kommen. Es gab nur wenige darunter, die ihre Hunde tatsächlich vernünftig führten. 
Ein klares Minus an die meisten Hundeführer und leider reichlich Punkte für das Klischee "ein Jagdhund muss einfach nur funktionieren".
Ja ich weiß, es gibt viele tolle Jäger und Hundeführer - die waren nur leider nicht dort.

Es gab die "Klamotten-Halle" mit Tarn- und Jagdbekleidung in "Fifty shades of grün" oder sehr kreativen Farben, vermutlich für öffentliche Auftritte oder Feste der gehobenen Jäger-Damenwelt. Schicke Hüte, bekloppte Hüte und praktische Hüte gab es auch.
Wer sowas auf'm Kopf trägt... (c) Landgrafe
 Die Waffenhalle mit Gewehren, Pistolen, Messern und entsprechenden Hüllen und Tresoren haben wir nur mit mäßigem Interesse durchquert.

Die Halle mit den Wildspezialitäten war dagegen ganz prima und ich fand es erstaunlich, welche Tiere man in verschiedenen Variationen essen kann *lach*.
Das Wildschweinschinkenbrötchen war jedenfalls recht lecker. Und natürlich durften dort auch Wein, Schnaps und anderes Hochprozentiges nicht fehlen.

Es gab eine Halle mit Hundespielzeug, Bettchen, Decken und Erziehungshilfsmitteln *brech*, die man in Deutschland zwar kaufen, aber nicht anwenden darf - nämlich Reizstromgeräte.
Hinter dem harmlosen Namen verbirgt sich ein Halsband, das auf Knopfdruck Stromstöße an der empfindlichen Kehle des Hundes verteilt, und von der Kehle ist der "Stromkreis" zum Hirn nicht weit - das macht mächtig "AUA!" und ist, wie gesagt, in der Anwendung verboten - auch Jägern! Es gibt keinerlei Ausnahmen!
Leider war das Interesse recht groß ... weitere Punkte fürs Klischee "Jagdhund = Werkzeug".

Leucht-Hund (c) Landgrafe
Spannend hingegen fand ich, dass ich mal Schlagschutzwesten für Hunde anschauen und anfassen konnte. Diese Westen dienen dem Schutz des Jagdhundes, besonders bei der Wildschweinjagd. Schweine sind nämlich echt fies, wenn man sie töten will (wer wäre das nicht?) und können Hunde mit ihren großen Hauern regelrecht aufschlitzen.

In der hintersten Halle waren die verschiedenen Rassehunde-Clubs angesiedelt und gab es gab noch einiges an Leckerlis und weiteren Bettchen etc. zu kaufen.

Eine tolle Abwechslung auf der Messe - der Stand von "Finderwille" - das sind die tollen Leute, die nix tot machen, sondern Hunde nasentechnisch ausbilden und fördern, u.a. beim Mantrailing und der Geruchsdifferenzierung. Ein positiver "Aussteller-Exot" - ich fand's mutig und toll, dass sie sich dort präsentiert haben.
Motorsägen-Schnitzkunst (c) Landgrafe

Kommen wir zu den Hallen, bei denen uns schlecht wurde, die wir aber leider durchqueren mussten, weil es sich technisch nicht anders machen ließ.

Jagdreisen ...
Vorab - ich respektiere Jäger und die Jagd, sofern sie nicht zu Egozwecken ausgeübt wird. Ich mag auch hin und wieder Reh, Hirsch und Wildschwein essen.

Aber ich sag's euch ganz ehrlich - ich werde NIEMALS die Menschen verstehen, die aus purer Lust am Töten meiner Meinung nach schützenswerte Tiere für teures Geld abballern dürfen und sich dann breit grinsend auf Fotos mit dem toten Tier präsentieren.

Was ist bitte heldenhaft daran, ein Tier aus großer Entfernung mit einer Präzisionswaffe zu erlegen?

Das ist für mich feiger Mord und einfach nur widerlich. Leider kann man damit sehr viel Geld machen.

Plüsch ist okay :) (c) Landgrafe
Trotzdem - nö (c) Landgrafe
Wir hielten teilweise den Atem an und schauten nur noch zu Boden, als wir an den ausgestellten und ausgestopften Jagdtrophäen von afrikanischen und auch europäischen Wildtieren vorbeigehen mussten. Bei einem Wolf in voller Größe musste ich fast weinen, so weh tat mir der Anblick.
Ich versteh es halt nicht und will es auch nicht verstehen.



Nochmal Fazit - für mich persönlich zu viel Jagd, zu wenig Hund.
Nein danke, nicht noch mal.


P.S.: Ich hab ein dünnes, aber weiches Viscoschaum-Bettchen für Gioya und ein Spielzeug gekauft, sowie zwei leichte Dummys fürs Training, das war's. Das als robust angepriesene, zugegeben sehr preiswerte Spielzeug hat meinem Raptor, äh... Setter gerade mal 10 Minuten stand gehalten, dann war es Schrott...


Montag, 22. Januar 2018

Optik ist alles oder Der ist mir doch zu anstrengend!

"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht doch was bess'res findet!"
Dieser Satz gilt nicht nur für blind verliebte Paare vor der Hochzeit, sondern auch vor der Anschaffung eines Hundes.

Wir haben einen Sibirian wooly Husky und einen Englischen Setter aus dem wohl denkbar schlechtesten Grund - uns gefiel die Optik!

 Der zweite Grund waren die Augen. Augen sind der Spiegel der Seele und diese haben wir auf den Bildern der beiden Hunde sehen können. Wir wussten einfach, diese Seelen passen zu unseren Seelen. Klingt vielleicht kitschig, ist aber so. Dayan passt perfekt zu meinem Mann und Gioya zu mir.

Gioya & Dayan / Foto (c) Schnaubert

Wooly Husky Dayan und Englisch Setter Gioya sind Tierschutzhunde, die wir bewusst aufgrund unseres "Beuteschemas" gewählt haben, in dem Wissen, was diese beiden Rassen mitbringen können.

Ich sag's euch ganz ehrlich - das kann auch zwei Hundetrainer vor Herausforderungen stellen!

Im Handgepäck war bei Dayan ein unersättlicher Hunger, ein großes Schmusebedürfniss, ein sturer Dickschädel, der Hang zum dauernden Quasseln in Form von Knurren, Grollen, Fiepen, Piepsen und Quietschen sowie eine großartige, ruhige Ausstrahlung. Ach, und erwähnte ich schon mal, dass nordische Hunde großartige Jäger sind? Und jedes Signal nochmal hinterfragen mit "Und wieso sollte ich das jetzt tun?"

Gioya brachte ebenfalls riesigen Hunger mit, dazu einen extremen Drang zum Hetzen und Beute machen, passend dazu einen Hochgeschwindigkeitskörper mit Hyper-Raketenantrieb, zum Glück aber auch einen großen "will to please", also das Bedürfniss, dem Menschen gefallen zu wollen und riesiges Interesse an Ersatzbeute, also Spielzeug.

Das macht das Lenken des Jagdverhaltens deutlich leichter als bei Dayan, bei dem gibt es nämlich keinen Lenker. Nur ein "aufmerksamer und schneller sein" als der Hund. Ansonsten ist er auf und davon. Nur knappe hundertfünfzig Meter, er hat ja Rücken (und dann war er doch mal weg >> "Das passiert mir nicht!") . Aber diese durchaus verdammt schnell!

Jetzt haben wir den kleinen Vorteil, Hundetrainer zu sein - ich glaube, ich erwähnte es schon irgendwo mal. Wir haben also einen riesigen Werkzeugkoffer an Möglichkeiten (und diverse Leinen) zur Verfügung, um unsere Hunde zu trainieren und auszulasten.
Wir wissen auch, was zu tun ist, wenn sich Probleme einstellen - und glaubt mir, auch wir haben schon mal Probleme mit unseren Hunden! Ganz in Echt jetzt. Schließlich sind wir auch nur Menschen und sie sind nur Hunde.

 Was mich zurück zum eigentlichen und erst genannten Punkt bringt - die Optik, also die schicke Verpackung, in der so ein Hund daher kommen kann. Wer sich nur auf die Optik eines Hundes einlässt statt auf sein Wesen und ihn kauft, weil er "so hübsch" ist, der erlebt spätestens nach wenigen Wochen eine böse Überraschung!

Genau aus diesem Grund haben wir keinen Alaskan Malamute und keinen Australien Shepherd, keinen Belgischen Malinois oder einen Working Cocker Spaniel genommen.
Die passen auch prima in unser Beuteschema - aber wir wissen, wir werden ihnen nicht gerecht. Oder anders ausgedrückt - die sind uns echt zu anstrengend.

Der Border Collie, so hübsch, und oft sooooo anstrengend... / Foto (c) Martina Hiller
 Eine Kundin mit einem Border Collie sagte mir mal: "Ich liebe ihn und würde ihn auch nicht weggeben. Aber ich kriege NIE WIEDER im Leben einen Border!"

Ähnliches höre ich auch bei diversen anderen Rassen wie dem Belgischen Malinois oder Schäferhunden aus Leistungszuchten, Jagdhunden wie dem Weimaraner oder dem Vizsla, auch Setter gehören dazu, Herdenschutzhunde, Hovawarte und Terrier aller Typen.

So süß, wenn sie schlafen  / (c) Landgrafe
Ja Leute, Hunde erziehen ist anstrengend, besonders in der Welpenzeit! Welpen sind kleine Krabbelkinder mit scharfen Piranhazähnen, die euer Leben, eure Hände, Klamotten und eure Wohnung auf links kauen und als Puzzle wieder ausspucken!

Hunde wurden einmal für bestimmte Aufgaben gezüchtet, wie Vieh treiben und hüten, Höfe, Häuser und Geldboten bewachen, bei der Jagd helfen oder Lasten ziehen.
Dazu wurden meist die fähigsten Hunde miteinander verpaart, sodass sich die gewünschten Eigenschaften noch besser und stärker zeigten und die neue Generation "Arbeits-Hund" noch leistungsfähiger war.

Das wird heute oft vergessen oder erst gar nicht gewusst.
Ich glaube, viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren. Manche auch zu ihrem Großhirn, wie mir manchmal scheint, wenn ich sehe, welche Hunde sie sich holen und was diese Tiere dann leisten sollen können müssen...

Da werde ich zum Beispiel gerufen, weil der Hund die Kinder grundlos beißt. Ja, wirklich total grundlos, wird mir glaubhaft versichert. Auf meine Frage, um welche Rasse es sich handelt und was genau die Kinder tun, bevor der Hund beißt, kommen dann Antworten wie "Australien Shepherd" oder "Border Collie" und "die Kinder rennen".
Hach ja, klar, ein Hüte- und Treibhund beißt dann ganz grundlos... nennt man auch "Fersenbiss" und ist angezüchtet, gewolltes Verhaltens-Erbgut zum Schafe und Rinder treiben. Normales Verhalten, nicht böse, ausgelöst durch die schnellen Bewegungen der Kinder, die der Hund zusammentreiben möchte.
Aber er wurde doch eigens als Spielkamerad für die Kinder angeschafft, wie man ihm das denn möglichst schnell abgewöhnen könnte...? Grmpf!

Andere Hundehalter können so gar nicht verstehen, wieso ihr Hovawart keinen Besuch reinlassen will und erstmal an die Wand stellt. Das ist ja bei einem eigenständigen, für das Bewachen von Höfen gezüchteten Hund auch völlig verwunderlich... *Ironie aus*

Ebenso wie es manche Halter von Herdenschutzhunden merkwürdig finden, dass ihre Hunde bei einsetzender Dämmerung hochwachsam werden und plötzlich jeden als Feind betrachten - was ebenfalls in ihrer Natur liegt, denn bei Dämmerung kommen schließlich die Fressfeinde aus den Wäldern, die Herden bedrohen und abgewehrt werden müssen.
Dass am Grundstück vorbeigehende Menschen nicht die Absicht haben, Herrchen und Frauchen zu verspeisen, ist diesen Hunden egal - gewollt hinein gezüchtetes Verhaltens-Erbgut sorgt für ihre kompromisslosen Reaktionen!

Husky Dayan / Foto (c) Schnaubert
Man muss wissen und lieben, was man da bekommt, wenn man sich eine spezielle Rasse aussucht.

Und ich spreche nicht von den blödsinnigen Vorurteilen wie "ein Husky muss täglich 20 Kilometer rennen" oder "ein Hütehund muss den ganzen Tag beschäftigt werden".

Aber ich sage durchaus, ein Husky braucht ebenso wie jeder andere Hund Beschäftigung, je nach individueller Neigung. Laufen gehört dazu, ist aber nicht alles in seinem Leben!

So wie mein Setter jagen und rennen dürfen muss, um glücklich und ausgelastet zu sein, das Ganze als Ersatzhandlung über Spielzeug aufgebaut. Dennoch braucht sie auch etwas Kopfarbeit.

Über gezieltes Training kann ich die Eigenschaften, die mein Hund mitbringt, verstärken oder etwas abschwächen, aber niemals ganz ausradieren.

Gioya, Jagdrakete / Foto (c) Schnaubert
Also, bitte denkt vorher genau nach, ob ein Hund dieser speziellen Rasse, für die ihr so schwärmt, auch tatsächlich in euer Leben passt.  Ob ihr bereit seid, mit deren speziellen Eigenarten und Bedürfnissen zu leben und diese so gut es geht zu erfüllen.

 Nichts ist schlimmer, als unglückliche Menschen mit einem unglücklichen Hund, bei denen nur noch eine Trennung Linderung bringen kann ...

P.S.:  Ich finde es echt gemein und in meinen Augen mehr als unfair (andere Begriffe müsste ich grad piiiepen!!), dass so mancher "Züchter" Ersthundehaltern Welpen von Rassen verkauft, mit denen sie gar nicht zurecht kommen können und ihnen weismacht, das sind tolle Familienhunde!
Ohne zu prüfen, ob das gutgehen kann und wie viel Ahnung die "neuen Hundeeltern" von Hunden allgemein und dieser Rasse im Speziellen haben.
Nur um Geld zu machen, denn das hat nichts mit "Zucht" und "Liebe zur Rasse" zu tun!
Diese Menschen glauben, was ihr ihnen sagt und es folgen viele Enttäuschungen und Tränen, bis sie sich entweder mithilfe eines guten Hundetrainers durchkämpfen oder den Hund aus Überforderung abgeben müssen.
Schämt euch und erstickt an der Kohle!
So, das musste mal raus!




Mittwoch, 10. Januar 2018

Mein Hund bellt. Gibt's da was von Ratiopharm?

Ich las es vor ein paar Tagen in einem Forum.
"Mein Hund bellt so viel. Wer hat Erfahrung mit homöopathischen Mitteln, die Hunde ruhiger machen?"
 Und munter wurden alle möglichen Erfahrungen, teilweise mitsamt Bezugsquellen, genannt.

Niemand stellte die wohl wichtigste Fragen an diese Hundehalterin:
"Wann bellt dein Hund?"
"Warum bellt dein Hund?"
"Was hast du schon mit ihm trainiert, damit er weniger bellt?"

Ey, nimmt die Flosse weg! / (c) O.Fischher
 Ich sag's euch ganz ehrlich - so was macht mir Angst, und es macht mich echt sauer.

Hunde bellen manchmal und das hat auch seinen Grund. 
Sie bellen aus Freude, aus Erregung, aus Angst oder Wut, aus Frust oder weil sie sich allein fühlen.

Sie bellen, um unerwünschte "Gäste" zu vertreiben, die sie hinter der Hecke vorbei gehen sehen oder hinterm Zaun hören, oder weil ihnen stinklangweilig ist.

Oder weil sie gerade durch die Balkontür ein Eichhörnchen oder eine Katze gesehen haben, die unverschämterweise über IHREN Rasen gelaufen sind!  
Sowas geht ja gar nicht!

Bellen ist Kommunikation. Und die sollte man nicht einfach mit Medikamenten abschalten wollen!

 Und ja, auch homöopathische Mittel sind Medikamente, wenn auch aus der Apotheke der Natur. Und es kann bei diesen Mitteln auch zu einer sogenannten Erstverschlimmerung der Symptome kommen. 
Auch davon berichtet kaum jemand - außer dem Tierheilpraktiker, aber der wird ja dazu nicht befragt. Jedenfalls nicht sofort.

Zudem werden homöopathische Mittel an das Tier und seine Situation angepasst gegeben, um optimal wirken zu können. Ich bezweifle, dass es exakt zwei genau gleiche Situationen bei zwei völlig unterschiedlichen Hunden in unterschiedlicher Umgebung mit unterschiedlichem Gesundheitszustand gibt!
Schon allein deshalb machen solche Fragen nach "Und was gebt ihr da so?" wenig Sinn.

Ursachenforschung - viele haben davon wohl noch nichts gehört. Sie doktern lieber an Symptomen herum und fragen "Dr. Google" oder die allwissende Facebook-Community um Rat und Hilfe.
Versteht mich nicht falsch - je nach Thema können beide - also Google und Facebook - durchaus hilfreich sein.
Aber doch bitte nicht bei ernsten Verhaltensproblemen oder gesundheitlichen Fragen!

Wenn dein Auto nicht anspringt, fragst du auch nicht deinen Friseur, was es wohl sein könnte. Oder deinen Bäcker. Nein, du fragst einen Automechaniker.

Genauso sollte man bei Verhaltensproblemen einen guten Hundetrainer fragen, und bei gesundheitlichen Dingen einen Tierarzt, einen Tierheilpraktiker oder einen Hunde-Physiotherapeuten.

Also bitte - ergründet immer erst, wieso euer Hund tut, was er tut, bevor ihr einfach irgendetwas ausprobiert, was ihm im Ernstfall sogar schaden könnte.

Und holt euch bitte professionelle Hilfe - denn dafür sind wir Profis schließlich da 😉 .

 

 

Samstag, 30. Dezember 2017

Seid lieb zu ihnen! - Meine Wünsche fürs Neue Jahr


Liebe Hundefreunde, Hunde-Mamis & Hunde-Papis, Hundeführer und wie ihr auch genannt werden möchtet -
ich wünsche mir etwas von euch allen zum neuen Jahr.

Und ich sag's euch ehrlich, eure Hunde wünschen sich dasselbe von euch!

Gemeinsam Spaß haben ist toll! / Foto (c) Schnaubert
 Seid achtsam mit dem Leben, das euch anvertraut wurde und behandelt euren Freund, wie ein Freund es verdient.

Bitte seht eurem kleinen oder großen Freund im Pelzmantel einmal in die Augen - ja, er oder sie ist euer Freund. Wie behandelt man Freunde? Man ist höflich und freundlich, man fragt sie, wie es ihnen geht und sieht, wenn es ihnen mal nicht gut geht.

Schau mir in die Augen / Foto (c) Sylvia Voigt  / pixelio.de
Aber wie oft sehe ich, dass Hunde gedankenlos am Halsband durch die Gegend gezogen werden, ohne dass man sie zuvor angesprochen hat. Es ist doch nicht so schwer - sprecht mit ihnen!
Ein leises "Max, hier lang" oder "Peggy, komm mit" tut euch doch nicht weh.

Wenn du ziehst, zieh ich auch! / Foto (c) Peter A  / pixelio.de
Da sehe ich Hunde an Flexileinen, die nie wissen, wann diese Leine zuende ist, die aber genau wissen, dass man durch Gegenzug weiter kommt - und die dann mittels Leinenruck zurück gerupft werden, mit dem ärgerlichen Ausruf: "Nun zieh doch nicht so!"
Dabei zieht die gespannte Flexileine die ganze Zeit über an ihnen und sie müssen dagegen ziehen, um vorwärts zu kommen...

 "Sitz! SITZ!" - obwohl der Boden nass oder voll Schnee oder Matsch ist und euer Hund eventuell nur kurzes Fell hat - muss er sich da wirklich mit dem Popo ins kalte und nasse Element setzen? Würdet ihr das gern tun?
MUSS er wirklich in diesem Moment sitzen? Oder genügt ein ruhiges Stehen nicht auch?

Sitz? Hier? Vergiss es! / Foto (c) Landgrafe
Habt Geduld. Wenn ihr keine habt, LERNT Geduld!

Euer Freund hat eine andere Sichtweise auf die Welt.
Da riecht es spannend! / Foto (c) Hahn
Wir sind nunmal "Affen" und er ist "Wolf", wir sind Augentiere und er ein Nasentier.
Manchmal ist er vielleicht von Gerüchen oder Geräuschen abgelenkt, die wir nicht wahrnehmen.

Bitte sprecht ihn an oder berührt ihn sanft, wenn er sich euch gerade nicht zuwenden und zuhören kann. Er hat seine Gründe, und das sind weder Bockigkeit, noch Sturheit oder gar Dummheit.
Wartet einige Sekunden und versucht es nochmal, leise, sanft.
Er ist dann gerade in seiner Welt, die wir nicht sehen oder verstehen können und es ist nur nett und höflich, ihn freundlich wieder in unsere Welt zu holen.

Zwiegespräch / Foto (c) Landgrafe
 Lernt "Hund" !
Ihre Sprache ist gar nicht so schwer zu verstehen - man muss sich nur mal die Mühe machen, hinzusehen und zu hören, was sie zu sagen haben.

Und bitte, tut es nicht einfach ab, wenn euer Hund sagt "Ich hab Angst" oder "Ich möchte das hier nicht". Freunden hilft man durch schwierige Situationen hindurch, ohne sie in Bedrängnis zu bringen.

Wenn er euer Freund ist, und nicht ein Statusobjekt oder ein Sklave eures Egos, dann achtet mehr auf das Leben, dass in eure Obhut gegeben wurde.

Miteinander ... / Foto (c) Radka Schöne  / pixelio.de
Und bitte, nehmt euren Hund so an, wie er ist, mit seinen kleinen und großen Macken. Jeder Hund hat eine Seele, ein "Selbst", er ist ein "Jemand" und nicht ein "Etwas".
Versucht nicht, aus ihm etwas zu machen, was er nicht sein kann.



 Bitte, seid lieb zu euren Hunden und behandelt sie wie Freunde.
Zu schnell kommt der Tag, an dem sie über die Regenbogenbrücke gehen und uns zurücklassen...

P.S.: Thomas Riepe : Ein Tag im Leben von Freunden - ein Video zum Nachdenken...


Mittwoch, 27. Dezember 2017

Weihnachtsbrief an meine Hunde

Hallo,
mein großer Bär und mein kleiner Watteplüschpopo, und mein Mausebär im Herzen...

Engl. Setter Gioya & Sibirian wooly Husky Dayan / Foto (c) Schnaubert
 Was soll ich euch sagen?
Eigentlich wisst ihr ja schon alles, denn Hunde durchschauen Menschen sehr schnell.
Ich hab euch lieb - das wisst ihr. Und ihr schenkt uns auch eure Zuneigung, auf so viele Arten.

Moin! / Foto (c) Landgrafe
Dayan, du großer Bär,
dein breites Grinsen am Morgen und das Pfote heben zum Bauch und Bein kraulen ist ein Ritual, dass ich liebe.

Du grummelst und erzählst, meckerst weil das Frühstück nicht schnell genug im Napf ist und ich es mir erlaube, dann erstmal einen Cappucchino zu trinken, bevor ich in die Schuhe komme, um mit euch zu laufen.

Dann fragst du erstmal, wieso ich nicht frühstücke, oder wenn ich doch frühstücke, wieso du nicht auch nochmal frühstücken darfst.
Dann schimpfst du, weil ich die Schuhe nicht schnell genug anziehe...
Ich kann mir nicht vorstellen, wie still es wäre ohne dich.

Vor rund zwei Jahren kamst du zu uns, Haut und Knochen, krank an Körper und Seele und du wolltest nur zwei Dinge - essen und laufen!

Zu lange musstest du hungern, bist fast verhungert, weil man dich beim Umzug zurückließ, einfach so, wie unliebsamer Müll... Das hat dich geprägt - Essen ist das Wichtigste auf der Welt für dich.

Zu lange hast du im Zwinger gesessen, ohne eine Chance auf Bewegung oder liebevolle Zuneigung. Das hat deinen Körper kaputt gemacht - Bandscheibenvorfall, Spondylosen und Arthrose, sowie Leishmaniose, die unbehandelt hätte zum Tod führen können.

Dein erster Schnee, und du hattest so viel Spaß, hindurch zu rennen!
Du armer Kerl hast dich erstmal erkältet, Husten und Schnupfen, weil es in Spanien 25°C wärmer war als hier in Deutschland. Aber auch das haben wir gemeinsam überstanden.

Sofa ist ja sooo toll bequem! / Foto (c) Landgrafe
Dein staunender Blick, als wir dich zu uns aufs Sofa einluden - du hast nochmal nachgefragt, ob wir das wirklich ernst meinen und warst so glücklich, endlich weich zu liegen und mit uns zusammen kuscheln zu dürfen.

Wir haben dich gut ernährt, deine kaputten Zähne sanieren lassen, dir geholfen Muskeln aufzubauen, dich zur Physiotherapie gebracht und wir sind mit dir sogar nach Hamburg gefahren, um deinen Rücken von einem wirklich hervorragenden Spezialisten (Dr. Schrader) behandeln zu lassen.

Heute bist du zwar nicht geheilt, aber wir haben deine Erkrankungen und Schmerzen super im Griff.
Du brauchst fast keine Medikamente mehr, weil wir tolle Alternativprodukte gefunden haben, die pflanzlich und biochemisch helfen, dich im Gleichgewicht zu halten ( Emiko, MaxxiFlex).

Dayan heute / Foto (c) Schnaubert

 Gioya, kleine Sambamaus,
Grinsehund / Foto (c) Landgrafe
 wenn du dich morgens zum "5-Minuten-kuscheln" ins Bett wirfst und sofort die ganze Fläche für dich beschlagnahmst, mich dann breit angrinst und leise "Woohoooh!" jodelst, weil du möchtest, dass ich endlich aufstehe, muss ich immer lachen.
Du kennst keine schlechte Laune, bist immer fröhlich und bereit für Schabernack und Spiel.

Ankunft... / (c) Landgrafe
 Am 13. Mai diesen Jahres begann deine Reise in ein neues Leben. Du warst, genau wie Dayan, nur Haut und Knochen und völlig verängstigt. Bisher war dein Leben alles andere als schön gewesen, du kanntest nur den Zwinger, unfreundliche Worte und "Babies bekommen müssen".

Du wusstest nicht, dass jetzt alles besser werden würde.
Es dauerte ein wenig, bis du uns vertraut hast. Doch so wie Dayan sofort "Papas Hund" war, warst du von der ersten Sekunde "mein Mädchen".

Du warst so zart und zerbrechlich, nur knappe 14 Kilo Haut und Knochen, und gleichzeitig so stark im Wesen.
Aufpäppeln ist angesagt / Foto (c) Landgrafe

 Du warst so froh, dich anlehnen zu dürfen, kuscheln zu dürfen, Liebe und Fürsorge zu bekommen, immer und immer wieder.

Wärme, Nähe, Nahrung, Bewegung, Spiel - alles neu und wunderschön für dich. Schnell hast du gezeigt, dass du eigentlich recht selbstbewusst bist.

Nur andere Hunde brauchst du nicht um dich. Ich frage mich, was du schlimmes erlebt hast und will es doch eigentlich nicht wissen.

Bitte kuscheln / (c) Landgrafe
 Ein gutes halbes Jahr bist du jetzt bei uns und du kannst lachen und Spaß haben.

Du hast feste Muskeln bekommen und dieses watteweiche Plüschfell, in dem ständig der halbe Wald festhängt.

Und du bist so schnell wie der Wind und zum Glück hörst du wie ein Glöckchen, wie man so schön sagt.

Aber das Schönste sind deine leuchtenden Augen und das breite Grinsen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind - und du ständig fragst: "Spielen? Jetzt? Ja? Los - los - los!!"

Das Leben ist schön! / (c) Schnaubert
Wie Heinz Rühmann schon sagte: "Man kann ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht!"

Vieles wäre einfacher ohne euch. 
Aber alles wäre leerer, besonders unsere Herzen. 💝

Danke, dass eure Seelen zu unseren Seelen gesprochen haben...



Montag, 18. Dezember 2017

Das passiert mir nicht ! - Tipps, wenn der Hund entläuft

Ich muss los - da rennt was! / Foto (c) Schnaubert
Es gibt Sätze, die man leichtfertig sagt. 
Weil man sie glaubt.
Manchmal lernt man aber, demütig zu sein, weil man erkennen muss - ja, es kann doch passieren.
Auch einem Hundetrainer.
Einer dieser Sätze war bei uns: "Der läuft nicht weg, jedenfalls nicht weit."

Ich sage es euch ganz ehrlich - wir wissen jetzt, es gibt Situationen, die du nicht kontrollieren kannst.
Weil du sie falsch eingeschätzt hast.
Vielleicht hättest du es besser wissen müssen.
Vielleicht hast du auch eine Sekunde überlegt, genau jetzt die Leine ans Geschirr zu klinken oder deinen Hund zurückzupfeifen. So ein Bauchgefühl.
Doch dein Kopf sagte, Quatsch, es ist alles okay.
Und dann ist diese Sekunde vorbei und es passiert, was du vorher bestritten hast.
Mir passiert das nicht.
Heute ist es passiert.

Es ist 14.35 Uhr. Der Anruf erreicht mich kurz vor Ende des Mantrailing Trainings. Es ist mein Mann, verzweifelt.
"Dayan ist weg. Ich finde ihn einfach nicht!"
Ich schlucke und frage ihn, wo er ist und wie lange Dayan schon weg ist. Meine Kursteilnehmer werden still und lauschen.
Dreißig Minuten, lautet die Antwort. In einem sehr großen Waldgebiet, das von einer Straße durchzogen wird, auf dem die Autos sehr schnell unterwegs sind. Es gibt viele Wanderwege dort, viele Möglichkeiten, und Dayan kennt sie alle. Es ist eine unserer Stammstrecken seit zwei Jahren. Dass er seit einer halben Stunde weg ist, gefällt mir überhaupt nicht. Das ist lang.
Ja wir wissen, er rennt hinter Rehen her. Aber nie weit, nie weiter als hundert Meter, und dann kommt er sofort zurück. Eigentlich. Bis heute.

Meine Schüler sind sich einig - wir brechen das Training sofort ab. Zwei bieten sich sofort an, mit mir zu fahren und bei der Suche zu helfen. Parallel hilft eine weitere Schülerin und inseriert bei Facebook eine Suchanzeige, ruft Bekannte in der Nähe an.

 15.03 Uhr - wir treffen im Suchgebiet ein, teilen uns auf. Ein Team oberhalb des Berges, wo Dayan verschwunden ist, Yvonne mit Schäferhund Lobo und ich gehen zum Punkt der letzten Sichtung, der von meinem Mann markiert wird, mitten an einem Steilhang.
Dayan ist jetzt seit rund einer Stunde verschwunden.

Lobo in der Suche, Herbst 2017 im Park / (c) Landgrafe
 Ich habe mit einem Hundekotbeutel ein Taschentuch genommen und kräftig über Dayans Decke in meinem Auto gerieben. Das wird in jedem Fall reichen, aber Suchhund Lobo hatte heute im Training schon zwei anstrengende Suchen. Und er ist seit fünf Stunden dabei. Das schlaucht, er muss müde sein. Dennoch setzen wir ihn ein, denn er ist gut.

Er nimmt Dayans Spur auf, ist anfangs ein wenig unsicher, führt uns in kleinen Schleifen im Kreis, bis er plötzlich anzieht - nach oben, den Hang rauf.
Tatsächlich finden wir frische große Tatzenabdrücke im Schnee. Ich bin sicher, das sind die von Dayan. Lobo denkt das auch, denn er folgt jedem Schlenker und Bogen, den diese Spuren machen.

Ich rufe meinen Mann an, der weiter unten sucht. Anscheinend hat Dayan versucht, zum Teil rückwärts auf der Spur zurückzulaufen, die er zuvor mit meinem Mann und Gioya gegangen ist. Blöderweise hat mein Mann zwischenzeitlich umgeparkt, den Berg hinauf, wo Dayan entfleucht war.
Ich schicke ihn zurück zu der Stelle, an der er geparkt hatte.
Mit jeder weiteren Abzweigung werde ich sicherer, wohin unser Husky gelaufen ist und bestätige das nochmal an meinen Mann. Dayan nutzt den bekannten Weg, und zwar aus seiner Sicht die sicherste und kürzeste Strecke zurück zum Auto, dort wo wir fast immer zurück laufen.
Lobo und die dicken Tatzenspuren bestätigen es.

grün - Spazierstrecke, gelbe Raute - letzte Sichtung und unser Ansatzpunkt, rot - ungef. Spurverlauf des Trails
Mein Mann ruft mich Minuten später an. Ein Spaziergänger hat Dayan gesehen - vor einer halben Stunde... und ihn nicht eingesammelt. Er dachte, irgendwo wird schon ein Mensch kommen, der dazu gehört. Dayan stand direkt an der heftig befahrenen Straße... er hatte unser Auto gesucht und nicht gefunden, weil mein Mann ja umgeparkt hatte - so eine Scheiße!

Mir wird flau im Magen. Sekundenlang habe ich schlimme Bilder vor dem inneren Auge - Dayan verletzt, humpelnd, im Graben liegend...
Nein, ich schiebe die Bilder energisch zur Seite. Panik hat jetzt keinen Sinn!
Wir nehmen Lobo aus der Suche, als er auch den vorletzten Abzeig sauber bestätigt, der den bekannten Weg zurück zum Auto markiert, und fahren den Berg hinunter, an den Punkt der aktuellen Sichtung.

Zwischenzeitlich fährt auch eine liebe Freundin mit ihrem Mann im Pickup über die angrenzenden Waldwege und sucht mit.

Es ist 15.54 Uhr - und wir setzen Lobo erneut an.
Lobo hat bisher rund 2,5 Kilometer sauber getrailt. Sofort nimmt er wieder ohne zu zögern die Spur auf. Wir rufen und pfeifen laut. Lobo zeigt deutlich, wohin wir müssen - und da brüllt mein Mann laut und winkt. Er rennt die Straße hinunter und da läuft Dayan uns entgegen, parallel auf einem Waldweg, völlig fertig und sichtlich erleichtert, uns zu sehen.
Gott, was sind wir erleichtert! 
Er humpelt nicht, scheint okay, nur vollkommen dreckig und erschöpft zu sein.

Ich umarme Yvonne, knutsche Lobo und wir sagen den restlichen Suchpersonen Bescheid. Es ist vorbei, nach rund zwei Stunden Suche.
Dayan lebt und ist unverletzt gesichert worden.

Haben wir Fehler gemacht? Klar.
Die erzähle ich euch jetzt und noch ein paar mehr, um euch zu helfen, nur für den Fall, dass auch ihr einmal betroffen seid.

Dreckspatz Dayan, völlig ko vom Spaziergang / Foto (c) Landgrafe
Punkt 1: wenn euer Hund zum Jagen neigt, achtet gut auf ihn! Macht im Zweifel eine Leine dran, und wenn es nur für gewisse Streckenabschnitte ist. Sichern ist besser als suchen!
Übt einen sicheren Rückruf ein.

 Befestigt eine Tassomarke und eine weitere Marke mit euren Kontaktdaten am Halsband oder Geschirr, am besten mit eurer Handynummer!
Und rund um Sylvester bitte immer mit Leine laufen, Böller können auch schon Tage vor und auch nach Sylvester knallen und Hunde erschrecken!

Punkt 2: geratet nicht in Panik, wenn euer Hund wegläuft. Bleibt erstmal vor Ort, ruft, pfeift und wartet eine Weile. Oft kommt der Hund zum Ausgangspunkt zurück. Wenn ihr weggeht, findet er euch nicht mehr.
Kennt euer Hund die Strecke, lauft sie nochmal ab und ruft dabei.
Wenn ihr ihn seht, bleibt ruhig und lockt ihn freudig zu euch heran. Brüllt nicht, rennt nicht auf ihn zu, versucht so ruhig wie möglich zu bleiben, damit ihr ihn nicht verscheucht. Hockt euch hin, bietet Futter an, falls ihr welches mithabt.

Punkt 3: kommt der Hund nicht zurück, geht zurück zum Ausgangspunkt eures Spaziergangs. Seid ihr mit dem Auto da - bitte NICHT wegfahren! Wartet auch da noch eine Weile und ruft.
Seid ihr zu Fuß dort, geht nach Hause. Mit viel Glück ist der Hund schon dort.

Punkt 4: organisiert per Handy Hilfe, möglichst von Personen, die der Hund kennt und mag. Bevor ihr wild schreiend durch den Wald rennt, überlegt gut und organisiert eine vernünftig aufgeteilte Suche.

Punkt 5: je nach Situation macht ein Pettrailer Sinn, also ein Hund, der euren Hund sucht.
Ängstliche Hunde treibt man leider mit einem Suchhund meistens weiter in die Flucht.
Gesucht werden sollte also nur nach Welpen, alten oder verletzten Hunden und solchen, die mitsamt Leine entlaufen sind, weil sie sich irgendwo festhängen und dann nicht heimlaufen können.
Hierbei gilt wie in der Personensuche: je schneller der Suchhund am Einsatzort ist, umso besser sind die Chancen, den entlaufenen Hund zu finden! 

Gute und seriöse Pettrailer findet ihr hier, unter dem Blog. Diese beraten auch telefonisch eingehend die nötigen weiteren Schritte mit euch. 
Macht das bitte in jedem Fall VOR Punkt 6!
Auch das Aufstellen einer Lebendfalle kann Sinn machen.

Punkt 6: macht Anzeigen in Facebook, möglichst regional, ruft die Polizei, Straßenwacht und Jägerschaft an, meldet euch bei Tasso (dort sollte jeder Hund von euch angemeldet sein!!), Tierheime, Tierärzte usw.
Achtet aber darauf, dass es bei Facebook-Anzeigen keine Hetzjagd auf den Hund gibt! Gebt nicht zu viele örtliche Details raus, eher eure Telefonnummer.

Punkt 7: neigt euer Hund zum Weglaufen, kauft euch ein GPS-Gerät, wir bevorzugen  Tractive (>>jetzt 30% beim Kauf eines Tractive sparen) und baut es ans Halsband oder Geschirr des Hundes. So kann man ihn orten und hoffentlich auch schnell finden. Und lasst bitte eine Schleppleine am Hund...


Seriöse Pettrailer:
    >> Suchhundeinsatz
    >> Passion4Dogs 
    >> Hund entlaufen



Montag, 11. Dezember 2017

Rassismus - oder Der kann das nicht!

Pelayo hat gefunden!
Es ist Mantrailing-Zeit und ich warte auf einen Schnupperkunden.

Die Frau ist super nett, scheint mir aber ein wenig unsicher zu sein. Das sage ich ihr und frage, was denn der Grund dafür ist.
Sie antwortet: "Man hat mir gesagt, mein Hund kann das nicht."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und frage: "Wieso sollte er das denn nicht können?"
"Na, es ist ein Galgo. Alle haben gesagt, Galgos können nicht trailen."

Ich sag's euch ganz ehrlich und in aller Deutlichkeit - solche blöden Vorurteile kotzen mich an!
Es ist ein Hund, er hat eine funktionierende Nase, also kann er sie auch benutzen.

Natürlich braucht ein Sichtjäger einen anderen Ansatz, um das 'neue Spiel' zu verstehen und es sinnvoll zu finden. Aber nach dem dritten kleinen Versuch startete "Pelle" durch und seitdem trailt er voller Freude - sicher, effizient und bei jedem Wetter, obwohl er Regen und Schnee wirklich nicht mag und es sich Zuhause drei Mal überlegt, ob er wirklich mal raus muss.
Beim Trailtraining steigt er aus und arbeitet - Punkt. So wichtig ist ihm diese Sache.
Zudem haben sich viele kleine Unsicherheiten und Ängstlichkeiten, die er mitbrachte, in Luft aufgelöst.

Vivi macht Pause
Trailen macht selbstsicher, bringt Freude und artgerechte Auslastung. Es macht rechtschaffen müde und zufrieden, wie jede Form der Nasenarbeit.

Wenn man nach der Meinung anderer Leute ginge, dann könnte gut die Hälfte meiner Mantrailer gar nicht trailen.  
 Die Hunde sind zu dick, zu dünn, zu alt, zu krank, zu ängstlich, zu aggressiv, zu behindert, zu jung oder eine Rasse, die ja gar nicht trailen kann.
Wie gut, dass Hunde unsere Worte nicht so wirklich richtig verstehen können...

 Ich habe in den letzten fünf Jahren so oft erleben müssen, dass Hunde diskriminiert werden, auch von Trainern, leider.

Angstmaus Milla war eine der ersten "Problemhunde", mit denen ich getrailt habe. Laut Tierschutz war sie eigentlich unvermittelbar und würde niemals im Leben den Menschen vertrauen lernen. Hundetraining - undenkbar!

Milla hat die Person hoch oben gefunden
 Heute trailt sie durch den Landschaftspark Duisburg und wir haben bei "26 Personen", die sie streicheln dürfen, aufgehört zu zählen. Es sind mittlerweile einige mehr.

Da war Neva, die Schäferhündin mit der Bandscheiben-OP und dem Herzsschrittmacher - niemand wollte mit ihr arbeiten und ich frage mich bis heute, warum nicht.
Eine so großartige, freundliche Hündin mit diesem ausgeprägten Findewillen und Freude an der Arbeit. Sie durfte bis zuletzt, rund eine Woche bevor sie ins Licht ging, angepasste kleine Trails bei mir laufen.

Und ihr Hundekumpel Lobo, bei dem ich Frauchen am Anfang aus 30 Metern Entfernung mit Funkgerät coachen musste, weil der hübsche Altdeutsche Rüde solche Angst vor Menschen hatte.
Dieser wunderbare Kerl wurde so selbstbewusst durch das Trailen, dass er kaum noch Probleme im Alltag zeigt und fast überall konzentriert arbeiten kann.

Wilma mit Orthese unterwegs
Wilma mit ihrer Orthese, die grinsend zum Start gehoppelt kommt und tagelang nach ihrem "Einsatz" noch gut gelaunt ist und besser läuft.

Vivi, die aufgrund von Übergewicht und Erkrankung keinen Spaß mehr an Bewegung hatte und jetzt sogar kleine Strecken gallopieren will, weil sie so viel Freude an der Suche hat.

Seniorengymnastik für die Paralympische Gruppe nenne ich die Arbeit für diese Hunde liebevoll.

Erst gestern las ich in einer Diskussionsgruppe von einem Trainer, der überlegt, ob er einen Husky ins Training nehmen soll. Solche Hunde sind ja keine Familienhunde und was kann man mit denen schon machen?

Örgx! Sorry, aber wirklich ÖRGX!
Wieso werden Hunde immer wieder auf ihre Rasse oder Optik reduziert?

Zunächst einmal ist es ein Hund, dann kommt "Rasse Husky" und "Typ Sturschädel" und dann "individuelle Vorlieben und Stärken". Der Hund ist doch nun mal schon da, wieso will man ihn dann nicht trainieren? Oder traut es sich nicht? Bei Aggressionsverhalten würde ich es ja verstehen, da wäge ich auch jeden Fall ab, ob ich das leisten kann - aber nur weil der Hund ein Husky ist...?

Langhaar-Husky Dayan bei der Suche
 Mein Husky liebt es zu suchen, allerdings nicht das Mantrailing, sondern eher die Geruchsdifferenzierung oder Futtersuche. Das macht er freudestrahlend und hoch konzentriert. Er springt nie Leute an - aber mich, wenn ich die Geruchsprobe in der Hand halte und er weiß, gleich geht es los!

Andere Huskys machen Canicross oder Bikejöring, auch beim Agility oder Hoopers trifft man sie.
Mein voriger Hund "Ty", ein Malamute-Mix, war ein Meister-Trickser, wir haben sogar einen Pokal im Trickdog bekommen und eine Bronzeprüfung im Tricksen bestanden.

Wichtig ist doch, egal um welchen Hund und welche Rasse es sich handelt, dass man den Hund zunächst als Individuum ansieht, das Stärken und Schwächen hat.

Macht man sich die Mühe, die Stärken herauszufinden und auszubauen, leisten diese Hunde Großartiges, und zwar mit viel Freude am gemeinsamen Tun!

Natürlich haben die meisten Hunde rassespezifische Stärken, aber eben nicht alle gleich.
Nicht jeder Labrador will Dummytraining machen, nicht jeder Schäferhund will Schutzdienst machen und nicht jeder Cattledog muss Rinder treiben!
Cattledog Ebby nach der Nasenarbeit - platt!
Also liebe Leute, 
hört doch mal auf, 
nur auf die Verpackung zu schauen. 

Der Inhalt ist nämlich viel wichtiger!

Schaut doch einfach mal rein in die Motivation eurer Hunde - vielleicht werdet ihr überrascht sein, was ihr da so alles findet...



P.S.: Lobo hat unseren entlaufenen Husky getrailt und gefunden :) , Bericht hier. Ein Hund, von dem man sagte, aus dem wird nie was, weil er so ängstlich ist...